The Gift
Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur
Ausstellung des Architekturmuseums der TUM in der Pinakothek der Moderne
Partner: University of Michigan in Ann Arbor, USA
Architektonische Schenkungen gibt es überall: Wohlhabende Philanthrop*innen finanzieren Bibliotheken, humanitäre Organisationen spenden Notunterkünfte, landwirtschaftliche Betriebe werden durch Entwicklungshilfegelder gefördert, islamische Stiftungen finanzieren Moscheen und Stadien werden im Rahmen von diplomatischen Almosenoffensiven übergeben. Derart eingebettet in religiöse und imperialistische Traditionen des Schenkens beeinflussen architektonische Geschenke Urbanisierungsprozesse auf der ganzen Welt. Humanitäre, entwicklungspolitische und diplomatische Gebäudeschenkungen sind in rasch expandierenden afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Metropolen und deren Hinterland inzwischen allgegenwärtig. Auch in nordamerikanischen und europäischen Städten investieren sogenannte Philanthrokapitalist*innen in Kultur-, Sozial- und Bildungseinrichtungen, die vom schwindenden Wohlfahrtsstaat hinterlassen wurden.
Diese Ausstellung beleuchtet geschenkte Gebäude – von spektakulär zu gewöhnlich, von extravagant zu tatsächlich nützlich –, die aufzeigen, wie die ungleichen Beziehungen zwischen Gebendem und Empfangendem in sowohl Wohltat als auch in Gewalt resultieren können. Was sind die Vorteile eines Architekturgeschenks und wie könnte es Schaden anrichten? Wir dokumentieren, wie das Geben und Empfangen von Architektur die Produktion dieser Gebäude beeinflusst und wie Programm, Design, Materialität sowie Arbeitsverhältnisse am Bau davon betroffen sind. Wir berücksichtigen den wirtschaftlichen Gewinn und politischen Einfluss der Spender*innen. Wir untersuchen, ob architektonische Schenkungen Gegenleistungen erfordern und, falls ja, was ein solches Gegengeschenk ausmacht. Wir gehen der Frage nach, ob die jeweiligen Verpflichtungen der Empfänger*innen und Geber*innen nach Gebäudevollendung weiter bestehen. Wie sieht das weitere Leben für ein geschenktes Gebäude aus und wie wird es von lokalen Gemeinden angenommen, gepflegt und benutzt?
In Zusammenarbeit mit lokalen Forscher*innen und Gemeinschaften zeigen wir Fallstudien aus vier Kontinenten, die Geschichten über die wohltätige und die gewalttätige Dynamik des Schenkens erzählen. Dazu gehören Berichte von humanitären Geschenken für Skopje, Nordmazedonien, das Schenken von Boden in Kumasi, Ghana, diplomatische Geschenke für Ulaanbaatar, Mongolei, sowie philanthropische Geschenke in East Palo Alto, Kalifornien, USA. Am Ende der Ausstellung wenden wir uns Deutschland zu und zeigen wie Philanthropie München und andere deutsche Städte heute noch prägt.
In Skopje ist Ana Ivanovska Deskova auf moderne Architektur spezialisierte Architekturhistorikerin, Kuratorin und außerordentliche Professorin an der Fakultät für Architektur der Universität Ss. Kiril i Metódij. In Kumasi arbeitet Kwasi Ohene-Ayeh als Kurator, Kritiker und Dozent an der Abteilung für Malerei und Bildhauerei der Kwame Nkrumah University of Science and Technology. In Ulaanbaatar sind Uurtsaikh Sangi und Temuulen Enkhbat Forscherinnen bei GerHub, einem gemeinnützigen Unternehmen für soziale Innovation, das sich mit den dringendsten Problemen in den sogenannten Ger-Distrikten, informellen städtischen Gebieten in mongolischen Städten, befasst. In East Palo Alto ist der Dokumentarfilmer Michael Levin seit über zwanzig Jahren in der Gemeinde tätig ist, und Leigh House ist Denkmalpflegerin und Doktorandin an der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA.
Kuratoren: |
Damjan Kokalevski, Dr. sc. ETH, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis, Technische Universität München
Łukasz Stanek, Ph.D., Professor für Architektur, Taubman College of Architecture and Urban Planning, Universität von Michigan in Ann Arbor, USA
Ausstellungsgestaltung und Forschung zu deutschen Fallstudien: |
Andjelka Badnjar Gojnić, Ph.D., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Architekturgeschichte und Kuratorische Praxis, Technische Universität München
Impressum
Ausstellungsprojekt
The Gift: Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur
Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne
28. Februar-8. September 2024
Direktor
Prof. Dr. Andres Lepik
Konzept und Inhalt
Damjan Kokalevski, Dr. sc. ETH
Łukasz Stanek, Ph.D.
Ausstellungsdesign und Forschung zu deutschen Fallstudien
Andjelka Badnjar Gojnić, Ph.D.
Grafikdesign
Wiegand von Hartmann (WVH), München
Lektorat
Anna J. Barańczak
© 2023 Architekturmuseum der TUM
Lehre
WiSe 2023/24
Space Curating: “The Gift“ Exhibition
Project Workshop Curatorial Studies [Modul AR30190]
MA Level 4 SWS / 6 ECTS
Lecturers: Prof. Andres Lepik, Dr.-Ing. Andjelka Badnjar
SoSe 2023
Exhibition Workshop: The Gift of Architecture
Architectural Analysis [Module AR30076]
MA Level 4 SWS / 6 ECTS
Lecturers: Dr. Damjan Kokalevski / Prof. Lukasz Stanek University of Michigan