In meinem Vortrag mit Fotos werde ich zuerst die spannende Geschichte des Gänsehäufelbades beginnend mit Florian Berndls Naturparadies und die Übernahme des Badeareals 1907 durch die Commune der Stadt Wien aus »moralischen Überlegungen« darstellen. Weiters die schrittweisen Verbesserungen des Zugangs auf die Insel mit Pontonbrücken und ab 1926 mit einer ersten Stahlbetonbrücke mit Portal. Es folgt meine Darstellung über den Neubau der heutigen denkmalgeschützten Anlage durch die Architekten Max Fellerer und Eugen Wörle nach der vollständigen Zerstörung aller Anlagen durch die Bomber im Zweiten Weltkrieg, die die geometrisch angelegten Bauten der Badeanlage für Industriebauten hielten. Ich berichte weiters über die Unterschutzstellung der gesamten Anlage als Denkmal durch das Bundesdenkmalamt im Jahre 1993 und die Erneuerung der Brücke 1999–2000, meiner ersten Arbeit für das Gänsehäufel. Der Hauptteil meines Vortrags beschäftigt sich dann mit der Generalsanierung der gesamten Anlage in den Jahren 2001–2004 die im Wesentlichen eine Sichtbetonkonstruktion mit der eleganten Schlankheit der 1950er-Jahre ist. Zum Abschluss zeige ich dann meine Ergänzungsbauteile, die ich im Zuge der Generalsanierung planen durfte.
Ein Gastvortrag in der Vorlesungsreihe "...about being careful - Weitergehen, Weiterdenken" der Professur für Neuere Baudenkmalpflege
Das normale Leben geht weiter, manche werden sagen noch. Die Erschütterungen, Schocks, Krisen aber kommen wie Einschläge immer näher, werden häufiger, zur Gewohnheit, zum normalen Zustand unserer Zeit. In der Klimakrise richtet sich eine neue Aufmerksamkeit auf den Bestand und dessen Erhaltung. Die Moderne mit ihrer Erwartung des Immer-Weiter, des Immer-Neuen hat als Denkmodell ausgedient. Nicht wenige fordern ein Moratorium des fortschreitenden Neubauens. Die Denkmalpflege hat deswegen noch nicht mehr Freunde, eher Konkurrenz, steht jedenfalls unter Rechtfertigungsdruck. Dabei war »Denkmalschutz ist Umweltschutz« schon vor 47 Jahren ein Schlagwort (Klotz/Günter/Kiesow 1975), wenngleich damals letzteres noch etwas anderes bezeichnete.
Es muss weitergehen. Der Baubestand, das bauliche und kulturelle Erbe sind dabei weniger Last und Hindernis, als Chance und Potential. Hier wird sich das Neue zeigen. Dafür sind aber auch neue und andere Wege der Zusammenarbeit, des Denkens und Kommunizierens notwendig. Neue oder andere Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit, neue oder andere Methoden der Erfassung, Dokumentation und Bewertung, neue oder andere Standards, Regularien und Normen. Wie in den Beiträgen der Vortragsreihe zuvor wollen wir wieder folgenden Fragen nachgehen: Was lernen wir aus dem Umgang mit dem Bestand? Welche Formen der Zusammenarbeit in Lehre und Praxis haben sich bewährt oder müssten sich ändern? Welche Erfahrungen ziehen wir aus der langjährigen Begleitung von baulichen Anlagen des letzten Jahrhunderts? Wieviel Aufschwung, Hoffnung, Zuversicht steckt noch in diesen Dingen und wie können wir weiter davon profitieren?
Termine
22. November 2022 | Betoninstandsetzung. Kaiser-Friedrich-Gedächtnis Kirche, Berlin | |
06. Dezember 2022 | Betoninstandsetzung. Strandbad Gänsehäufel, Wien | |
10. Januar 2023 | Low Tech. Bauten von Karljosef Schattner, Eichstätt | |
17. Januar 2023 | Daten. Management. Dauerhaftigkeit | |
24. Januar 2023 | Internationale Zusammenarbeit |
Wann
jeweils 18.30 – 20.00 Uhr
Wo
Raum 2350 & online via Zoom
Für die Online-Teilnahme an den Gastvorträgen wird um Registrierung (Studierende und Gäste) gebeten.
Weitere Informatinen zur Vortragsreihe hier.