Architektur ist nicht autonom. Betrachtet man die Prozesse ihrer Entstehung genauer, stellt sie sich sogar als außerordentlich fremdgesteuert dar. Ganze Architekt:innengenerationen schöpften aus dem radikalen Umgang mit dieser Tatsache ihre konzeptuelle Kraft. Jenseits der wenigen besonderen Bauaufgaben resultiert die Macht der Bedingungen jedoch vor allem in „grauen“ Alltagsarchitekturen.
Vor diesem Hintergrund interessiert uns die Hypothese des Modus, der „Art und Weise zu arbeiten“, als Bindeglied zwischen Architektur und Städtebau und als einer Möglichkeit, über die Bedingungen auch in der Praxis einen positiven Einfluss zu nehmen.
Der Modus richtet sich nach Aufgabe, Thema und Inhalt des jeweiligen Werkes; er ist nicht individuell, da er eine typische, übergreifende beobachtbare Arbeitsweise bezeichnet, und ist auch nicht frei wählbar, weil Architektur stark durch externe Einflüsse geprägt ist. Vorstellungen, Zielsetzungen, finanzielle Rahmenbedingungen, Bauherren und Baufrauen, vorherrschende Baukultur: Die Kombination dieser Faktoren definiert einen projektspezifischen modalen Möglichkeitsraum. Insbesondere die „Alltagsarchitektur“ wird von diesen externen Rahmenbedingungen geprägt.
Sowohl der Modus als auch der modale Möglichkeitsraum könnten in Theorie und Praxis fruchtbar gemacht werden, damit Architektur stärker als eine mit der Gesellschaft rational verknüpfte Tätigkeit begriffen wird. Um modale Bedingungen zu erkennen und zu verbessern, müssten die Architekt:innen dafür aber aufklärerischer in der Gesellschaft tätig werden und den Diskurs außerhalb ihres Fachkreises suchen.
In Rahmen der Vorlesungsreihe werden die unterschiedlichen Kategorien, die die modalen Bedingungen abbilden, in Gastvorträgen und eigenen Berichten der Professur behandelt. Zusammen mit der Analyse solcher Kategorien wird auch untersucht, wie wir für Architektur und Städtebau im Feld der modalen Bedingungen Spielräume erobern können, um eine bewusste und kontextuelle Entwurfspraxis zu entwickeln. In diesem Sinne wird die Vorlesungsreihe mit Praxisberichten von Architekt:innenbüros, Behörden und Akteuren ergänzt, in denen auf die Einwirkung dieser Aspekte auf die architektonische und städtebauliche Arbeit eingegangen wird
Wann
00.01.2023, 9.45h
Wo
Theresianum
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