Schlusskritik: Bachelorprojekt "Neues Bauen Fassade"

Termin, Präsentation |


Bild: Lehrstuhl für städtische Architektur

Das Spiel der Struktur und der Haut bräuchte neue Regeln: nicht jene der visuellen Kommunikation sondern jene der Sprache der Architektur.“ Fritz Neumeyer (Neumeyer, Fritz: Was ist eine Fassade? - Lernen von Leon Battista Alberti. In C. Mäckler (Hrsg.), Stadtbaukunst: Die Fassade Dortmunder Architekturtage No. 23, Dortmund, 2011, S.99)

Seit dem Beginn baulicher Aktivität dient die äußere Hülle vor allem dem Schutz vor Wind und Wetter. Sie schützt das Innere vor den äußeren klimatischen Bedingungen, vor Regen, Schnee, und Wind; vor Kälte, wie Hitze. Sie bildet eine Grenze zwischen dem unbehaglichen Außen und dem geschützten Innen. Neben ihrer rein technischen Funktion, stellt die Gebäudeaußenwand aber auch das Gesicht zur Straße dar, zum öffentlichen Raum und trennt zwischen privatem und öffentlichem Raum. In der traditionellen Stadt spannte sich der öffentliche Raum vielmehr zwischen den Fassaden auf - die Fassade diente vor allem der Repräsentation nach Außen.

Architekturgeschichtlich erlebte die Fassade in der Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts eine Art Degradierung. Der traditionelle Städtebau mit seinen geschlossenen Stadträumen und Plätzen wurde ersetzt durch solitäre Baukörper im Grünen; Licht, Luft und Sonne, galten fortan als Maxime. Die neue Offenheit, Transparenz und Durchlässigkeit der oftmals großformatigen Glasscheiben traten anstelle der Minimalöffnung der gründerzeitlichen Bauten. Diese Auflösung der Fassade, erst möglich durch die vorgehängte Curtain Wall Fassade stand für eine neue Ära. Wie kein anderes Bauteil verkörpert die Fassade damals wie heute die Möglichkeiten der Technik und ist Ausdruck ihrer Zeit.

Heute steht sie vor allem als funktionales und rein technische Bauteil im Vordergrund. Aus unserem Stadtbild sind aufgetragene Dämmplattensysteme durch rechtliche Anforderungen, Energielabel und Zertifizierungen nicht mehr wegzudenkenden. Es gilt daher ein Umdenken zu wagen und die Fassade wieder in die Sprache der Architektur zu übersetzen.

Wir wollen uns in diesem Semester der Frage stellen, wie eine zukunftsfähige Fassade aussehen kann. Wie kann es unter unseren heutigen Anforderungen der Klima - und Energiekrise gelingen eine nachhaltige und zeitgemäße Fassade zu entwickeln? Wie kann eine Fassade des neuen Bauens aussehen? Und wie können dabei Themen wie Begrünung, zirkuläres Bauen, klimatische Schichten oder nachwachsende Materialien sinnvoll integriert werden?

Gastkritiker*innen
Kyung-Ae Kim

Wann
07.02.23, 9h

Wo
R3120

Weitere Informationen hier.