Der Lehrstuhl für Raumentwicklung lädt zur Schlusskritik des Masterprojekts "Nicht ganz dicht? Potenzial zur baulichen Innenentwicklung".
Wussten Sie, dass es in München weiterhin über 10.000 Grundstücke mit bislang ungenutztem Potenzial zur baulichen Innenentwicklung im Bestand gibt, mit dem Äquivalent der Wohnfläche ganzer Stadtteile? Dies ist nur eines von vielen interessanten Ergebnissen eines Masterprojekts am Lehrstuhl Raumentwicklung der TUM im Sommersemester 2023. Das Projekt hat sich mit der Erhebung solcher Potenziale sowie den rechtlichen, ökonomischen, ökologischen und gestalterischen Fragen ihrer (Nicht-)Nutzung beschäftigt.
Boden ist eine endliche Ressource, welche sparsam eingesetzt werden sollte. Die weitere Umwandlung von Grünflächen in Bauland bringt insbesondere ökologische Nachteile mit sich. Aus diesem Grund hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, die Neuausweisung von Bauflächen bis 2030 von derzeit ca. 60 auf 30 ha am Tag zu begrenzen; auf EU-Ebene besteht das Ziel die Netto-Neuinanspruchnahme von Bauland bis 2050 auf 0 zu reduzieren. Gleichzeitig besteht vor allem in wachsenden Metropolregionen wie München ein hoher Bedarf an neuen Wohnflächen zur Sicherstellung leistbaren Wohnraums.
Sowohl in der wissenschaftlichen als auch der gesellschaftlichen und politischen Debatte hat sich daher ein weitgehender Konsens gebildet, dass im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung noch stärker auf die Nutzung verbliebener Bebauungspotenziale innerhalb des Bestandes hingewirkt werden soll. Solch eine „Innenentwicklung“, wird argumentiert, ist ökologisch, sozial und ökonomisch vorteilhaft: sie reduziert die Neuinanspruchnahme von Grünflächen und damit Versiegelung, Zerschneidung, und den Verlust von Biodiversität. Andererseits ermöglicht sie weiterhin Neubau und städtisches Wachstum. Sie erzeugt höhere Bevölkerungsdichten und verbessert damit die Tragfähigkeit sozialer Einrichtungen und Infrastrukturen, und sie erhöht damit auch die Effizienz öffentlicher Dienstleistungen und Versorgungssysteme. Gleichzeitig gilt es auch lokal bedeutsame Grünflächen weiter zu schützen und zu qualifizieren („doppelte Innenentwicklung“).
Seit etwa einem Jahrzehnt steht Innenentwicklung in Deutschland planerisch und politisch stärker im Fokus. Der Vorrang der Innenentwicklung wurde 2011 und 2013 im Baugesetzbuch verankert. Und tatsächlich geht die Neuinanspruchnahme von Grünflächen für Bauzwecke in Deutschland jüngst etwas zurück. Doch sind damit bereits alle Potenziale ausgeschöpft, gerade in einer dicht bevölkerten Stadt wie München?
Die Wohnungsnot ist akut, und Verfahren zur Schaffung neuen Baurechts mittels Bebauungsplan dauern lange. Das Projekt hat sich daher mit der Frage beschäftigt, welche Bebauungspotenziale noch bestehen, die schon mit bisherigem Baurecht sofort umzusetzen wären. Die Landeshauptstadt München verfügt derzeit, anders als andere Großstädte in Deutschland, nicht über ein grundstücksbezogenes Baulückenkataster oder -management. Das Projekt hat daher verschiedene Methoden der Analyse, Erhebung und des Entwurfes genutzt um sich dem Thema anzunähern.
Eine digitale Teilnahme ist ebenfalls möglich. Weitere Infos hier: https://www.arc.ed.tum.de/re/aktuelles/article/abschlusspraesentation-studentisches-forschungsprojekt-zu-innenentwicklungspotenzialen-in-muenchen/
Gastkritiker:
Thomas Rehn, Leitender Baudirektor, Landeshauptstadt München – Lokalbaukommission
Wann
Di. 18.07.2023, 13 - 17:45h
Wo
Pavillon 333