Die Gastdozentin Carmen Wolf an der Professur für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege lädt ein zur Schlusspräsentation des Masterprojekts "Welcome to the Dorm".
Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht, festgeschrieben im Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.
Nicht nur in deutschen Städten kann man seit einiger Zeit beobachten, wie die Obdachlosigkeit steigt. Mit der Corona-Krise hat sich die Situation hier ebenso auf dem Land weiter zugespitzt.
Was, wenn man durch das Raster fällt? Was, wenn man wohnungslos wird? Für Tage? Über Monate oder gar Jahre? In München und Umgebung gibt es verschiedene Anlaufstellen für Wohnungslose. Der Katholische Männerfürsorgeverein München e.V. ist eine von ihnen. Er wendet sich an wohnungslos, arbeitslos, suchtkrank und oft auch straffällig gewordene Mitbürger/innen in München und Bayern.
Im Sommersemester 2022 beschäftigten sich 15 Studierende des Fachbereichs Architektur der TU München mit der Frage, wie eine Unterkunft für wohnungslose Erwachsene gestaltet sein könnte. Das Raumprogramm zur Aufgabe ist in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Männerfürsorgeverein entstanden. Es beinhaltet neben den Zimmern Gemeinschaftsküchen, Sozialräume, Verwaltung und Behandlungsräume. Ergänzend dazu wurde von allen Studierenden jeweils individuell ein erweitertes Nutzungsprogramm erarbeitet, mit der Zielsetzung möglichst schwellenlos den Kontakt zwischen den Bewohnern und dem Sozialraum, der Nachbarschaft, zu fördern. Für die Aufgabe waren zwei Standorte mit leicht unterschiedlichem Raumprogramm vorgegeben - einer in München Sendling, einer in Garmisch-Partenkirchen.
In verschiedenen Gesprächen mit Vertretern des Vereins sowie mit Fachleuten, die sich forschend oder planend mit der Thematik beschäftigen, konnten wir lernen, dass die Ursachen für Obdachlosigkeit vielschichtig, in den seltensten Fällen jedoch selbst verschuldet sind. Das Ziel „Wohnraum für Alle“ ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung – Stadt, Land, Behörden und jede/r Einzelne ist gefragt.
Als angehende Architektinnen und Architekten beschäftigten sich die Studierenden der Entwurfsklasse mit der Frage, welchen Beitrag ihr Fach leisten kann? Gesellschaftlich-strukturell kann die Architektur keinen Einfluss nehmen. Jedoch vermag sie unter Einbeziehung von Raumkonzepten und Materialien Gebäude und Räume von funktionaler und gestalterischer Qualität zu schaffen, die den Menschen Schutz bieten und in denen sie sich wohlfühlen können – als Einzelperson sowie als Gemeinschaft. Private, halböffentliche und öffentliche Räume sind mit Bedacht aufeinander abzustimmen und Freiräume ins Raumprogramm mit einzubeziehen.
Darüber hinaus bietet die Lehre ein Experimentierfeld, in dem frei vom Zwang der technischen und finanziellen Umsetzung sowie frei von Standardvorgaben weitere Ansätze erdacht und erprobt werden können. Gesellschaft funktioniert nur als Gemeinschaft, in der die Bedürfnisse vielfältiger Gruppen in Einklang zu bringen sind. Damit formt und verändert sie sich unaufhörlich. Um dem Schritt halten zu können, bedarf es immer neuer Impulse. In der Lehre werden Denkanstöße geboren, welche die Diskussion in der Praxis vorantreiben können.
Die Ergebnisse des Projekts werden im Anschluss in einer Ausstellung im Foyer des Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr vom 22. Juli bis 26. Juli 2022 zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr.
Wann
20.07.2022, 11.30h
Wo
Raum 4160
Professur für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege