Die Klausur der Kartäuser
Typologie und Grundrissorganisation der großen Kreuzgänge im Spannungsverhältnis zwischen Ordensidealen und örtlicher Lage
Bearbeiterin: Dr.-Ing. Elke Nagel M.A.
Dissertation am Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege, Prof. Dr.-Ing. M. Schuller, 2006-2012
Die Architektur der Kartause drückt in einzigartiger Weise die Prinzipien der Ordensideale und Liturgie aus: Eremitische Zellenhäuschen, durch den großen Kreuzgang zu einer Gemeinschaft vereint.
Als Ergebnis der Dokumentation von 96 Kartäuserklöstern und der typologischen Auswertung stehen sechs Entwicklungsstufen der Gesamtanlagen, die sich in ihrer baulichen Struktur wie auch den äußeren Parametern „geographische Lage“ und „topographische Situation“ deutlich voneinander unterscheiden. Die topographische Situierung prägte die Gestaltung der Klosteranlagen in besonderem Maß. Ausgehend von den frühen Kartausen mit überwiegend pragmatischer Planung in abgeschiedener, alpiner Lage entwickelten sich komplexe städtebauliche Gefüge aus filternden Freiflächen und schützenden Nebengebäuden, die dem Habitatkreuzgang als Herzstück des Klosters die nötige Abgeschiedenheit von der Umgebung durch architektonische Mittel sicherten. Im Gegensatz zum Gesamtgefüge der Kartausen, ließ sich für das Kernstück des Klosters, das Zellenhaus, eine bemerkenswerte gestalterische und konstruktive Konstanz nachweisen. Die wohlgeplante Behausung der Mönche mit dem angegliederten Garten wurde bereits in der Frühphase des Ordens festgelegt und hat sich seit dem 13. Jahrhundert nicht nennenswert verändert.
Die geographische Anordnung der Bauplätze zeigt eine feste Einbindung in das weltliche und kirchliche Machtgefüge des Mittelalters auf, was in interessantem Widerspruch zu dem für die Lebensweise der Kartäuser programmatischen Rückzug aus der Welt steht.