Durch gezielte Interventionen inspiriert P.O.N.R. die Stadtbewohner:innen dazu, sich ihre Umgebung anzueignen und sie selbst mitzugestalten. Das Kollektiv bedient sich unbescheiden der Werkzeuge von Architektur, Kunst, Urbanistik, Soziologie bis hin zu Theaterund schafft es, durch temporäre bauliche Strukturen, Diskussionsrunden, Performances, Workshops und Vorträge alternative Visionen für eine lebendigere Stadt zu präsentieren.
Die Jury des Förderpreises der Landeshauptstadt München begründete ihre Entscheidungen wie folgt:
"P.O.N.R. (point of no return) ist ein junges Kollektiv von neun Architekt:innen aus München. Sie arbeiten in unterschiedlichen Architekturbüros, teils freischaffend, in der Lehre oder im Bereich der Szenografie. Als Architekt:innen haben sie gemeinsam noch nie gebaut, sondern rollen in der Form des Kollektivs das Thema von hinten auf, hinterfragen das Gebaute, dessen Wirkung und die zugrundeliegenden Prozesse. Sie übernehmen Verantwortung, sie beteiligen sich aktiv an gesellschaftlichen Fragestellungen im Kontext der Architektur. Sie arbeiten mit der gebauten Umwelt und nutzen diese für diskursive Interventionen. Mit einem unverstellten Blick, mit Comics, Filmen, Debatten und Workshops laden sie dazu ein, den öffentlichen Raum neu zu denken. Sie verlassen dabei bewusst die Blase der Architektur und agieren geschickt mit Werkzeugen und Wissen aus Urbanistik, Soziologie und Theater.
P.O.N.R. funktioniert wie ein Basislager, von dem aus Expeditionen in den Stadtraum geplant, erdacht und temporär realisiert werden. Es zeigt sich dabei als handlungsfähiges und vielfältig aktives Kollektiv, das ein breites Spektrum an Themen bearbeitet. Das engagierte und kritische Denken der Gruppe verbindet sich symbiotisch in ihrer künstlerischen Praxis und entwickelt dabei eine visuelle Präsenz, die zwischen Film, Mode, Architektur und Bühne oszilliert. Mit Engagement und Witz, heiterer Selbstdarstellung und zupackendem Pragmatismus schafft P.O.N.R. Situationen, Bühnen und Szenarios, um Stadtbewohner:innen und die Architekturwelt sprichwörtlich zum Reden, Denken und Handeln zu bringen. Ein Kollektiv ist auch ein Versprechen in die Zukunft, ein Kollektiv kann wachsen und lernen, sich verändern und weiterentwickeln. In diesem Sinne blickt auch diese Auszeichnung in die Zukunft."
Der Förderpreis der Landeshauptstadt München wird alle zwei Jahre für die Bereiche Bildende Kunst (zwei Preise), Architektur, Design, Fotografie und Schmuck an lokale Kunst- und Kulturschaffende verliehen. Unter den diesjährigen Nominierten im Bereich Architektur waren neben dem Kollektiv P.O.N.R. weitere Mitarbeitende und ehemalige Studierende des TUM Departmens Architektur: Benedikt Hartl (wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Baukonstruktion und Baustoffkunde; Büro: Opposite Office), Max Otto Zitzelsberger (ehem. wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren; Büro: Max Otto Zitzelsberger Architekt), Roman Leonhartsberger (ehem. Mitarbeiter am Lehrstuhl für nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land; Gastdozent WS 2021/22; Büro: pan m), Martin Baur und Florian Latsch (ehem. wiss. am Department ARC; Büro: Baur & Latsch Architekten) sowie Julian von Klier (Absolvent Department ARC; Büro: strobo B M).
Die Ausstellung mit Werken aller für die Förderpreise 2022 nominierten Künstler:innen, Agenturen und Büros ist noch bis zum 15. Mai 2022 in der Lothringer 13 Halle zu sehen.