Die Architektur ist immer dreidimensional, selbst im mikrodünnen Farbauftrag, und damit plastisch-materiell. Als Beispiel diene die Unterscheidung der Farbe als Farbmaterial und als Farbton, wobei letzterer durchaus zur Erzeugung des Eindrucks zweidimensionaler Flächen genutzt werden kann. Diese Vorstellung hilft mir, die Konstruktion nicht nur als eine Frage der Technik oder der Technologie zu verstehen, sondern als Techne, als Schöpfungsdrang aus der Voraussetzung einer künstlerischen oder kreativen, primärmenschlichen Willensäußerung oder Absicht, der jedes Artefakt entspringt. Konstruktion zu begreifen heißt, sie intellektuell zu durchdringen, nachdem sie materiell, also mit allen Sinnen, erfasst worden ist.
Andrea Deplazes beschreibt in seinem Text Zur Bedeutung des Stofflichen das Vorgehen Raum mit Hilfe von Konstruktion zu entwickeln und zu prägen. „Die Grenze ist nicht das, wobei etwas aufhört, sondern, wie die Griechen es erkannten, die Grenze ist jenes, von woher etwas sein Wesen beginnt.“ schreibt Martin Heidegger abstrahiert. Die Konstruktion ist mehr als zur Raumbildung nötige Materie, mehr als Mittel zum Zweck in der baulichen Umsetzung formaler räumlicher Ideen. In der Wahl des Materials und der Konstruktion liegt die Chance, spezifische Raumgeometrien zu entwickeln, da diese gleichzeitig in ihrer Wahrnehmung und Erscheinung durch die Wahl des Materials, dessen haptische und konstruktive Eigenschaften, geprägt werden.
In der Wahl einer Konstruktion liegt neben der räumlich ästhetischen Chance jedoch auch eine große Verantwortung. Angesichts des Klimawandels und des hohen Ressourcenverbrauchs, müssen wir Architekten darüber nachdenken, welche Auswirkungen die genutzten Konstruktionen auf unsere Umwelt haben. Daher wollen wir uns in diesem Semester die Frage stellen, wie eine zukunftsfähige Konstruktion aussehen kann.
Wie kann es unter unseren heutigen Anforderungen der Klima - und Energiekrise gelingen ein nachhaltig und zeitgemäß konstruiertes Haus zu entwickeln? Welche Konstruktionen können einen Beitrag leisten mehr Menschen mit weniger Ressourcenverbrauch eine Behausung zu bieten? Welche Konstruktionen sind besonders langlebig und bieten die Chance auf Um- oder Weiternutzung? Wie kann eine Fassade des neuen Bauens aussehen? Und wie können dabei Aspekte der soziokulturellen Nachhaltigkeit und Ökonomie berücksichtigt werden?
Gastkritiker*innen
Marc Frohn und Tobias Huber
Wann
08.02.23, 9h
Wo
R3120
Weitere Informationen hier.