Am Mittwoch den 20.7. findet die Abschlusspräsentation des Masterprojekts "Kollektive Stadt – Branntweinareal am Leuchtenbergring" des Lehrstuhl für Städtische Architektur statt.
„Das Vorhandene ist die Stadt. Sie ist stärker als alles, was einer statt ihrer erfinden kann. Statt eine planmäßige Welt zu errichten, finden wir eine gewaltige Masse vor, die wir nur durch Hinzufügen von Kleinigkeiten verändern können, verfremden, umdeuten, vielleicht steuern können.“
Hermann Czech (Vass, Andreas. „Zu Hermann Czechs Text „Der Umbau“„. Umbau. Theorien zum Bauen im Bestand: Umbau. Theorien zum Bauen im Bestand, edited by Österreichische Gesellschaft für Architektur, Berlin, Boston: Birkhäuser, 2018, pp. 14-25)
Mehr als 100 Jahre lang wurde in der Branntweinveredelungsanlage in der Neumarkter Straße in München hochkonzentrierter Alkohol hergestellt, der beispielsweise für Reinigungsmittel, Kosmetika und Medikamente verwendet wurde. Das knapp zwei Hektar große Grundstück der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB) am Leuchtenbergring steht nun seit mehreren Jahren leer.2 Seither wird um eine sinnvolle Nutzung des Geländes einer der letzten großen Produktionsanlagen im Innenstadtbereich Münchens gerungen.
Die Entwicklung dieses Areals auf städtebaulicher sowie architektonischer Ebene liegt im Fokus des Entwurfes. Der Umgang mit den zum größten Teil leerstehenden Bestandsgebäuden auf dem Gelände wird dabei zur Disposition gestellt. Durchzogen wird das Areal vom stark befahrenen Leuchtenbergring, welcher das Gelände in zwei Hälften teilt. Durch die sich dadurch bedingende Lärmbelastung, die mangelnde Anbindung und heterogene, teils baufällige, Bestandsbebauung befindet sich das Areal in einer städtebaulich komplexen Situation.
Seine kurzfristige Entwicklung und Aneignung ist 2021 durch ein Zwischennutzungskonzept des Künstler*innen-Kollektivs „common ground“ in den Vordergrund gerückt. Zugleich werden seitens der Stadt München langfristige Nachverdichtungsszenarien diskutiert, die das Areal schrittweise und nachhaltig in ein Stück Stadt überführen. Dabei stehen alternative, kollektive Stadtplanungsprozesse im Vordergrund, um abseits des kapitalorientierten Marktes Gewerbe, Kultur- und Werkstätten sowie Arbeits- und Wohnraum für möglichst viele Münchner*innen entstehen zu lassen.
Ziel ist es auf städtebaulicher sowie architektonischer Ebene ein dichtes, durchmischtes und urbanes Stadtquartier zu entwickeln, welches die Vielzahl der unterschiedlichen Lagebedingungen in ein Stück Stadt eigener Identität überführt. Diese Identität wird nicht zuletzt durch Industriebauten als Relikte vergangener Zeiten geprägt. Eine behutsame (Teil-)Umnutzung des Bestands gilt es gegenüber einer klugen Nachverdichtung im Hinblick auf den herrschenden Wohnungsmangel und steigende Bodenpreise und Flächenfraß abzuwägen und in Balance zu bringen.
Gäste: Anne Femmer (SUMMACUMFEMMER)
Werkvortrag Anne Femmer: 13:00 Uhr
Wann
20.07.2022, 9h
Wo
R 3120