Das Heiligtum der ägyptischen Götter in Priene
Berarbeiter: Dr.-Ing. Arnd Hennemeyer
Auf der Mittelachse einer von einer hohen Bossenquadermauer gestützten Terrasse befindet sich die Ruine des zentralen Kultbaus des Heiligtums. Seitlich liegen die Fundamente einer kleinen Halle und eines Propylons.
Projektvorstellung
Die Reste des genannten zentralen Kultbaus wurden erst vor wenigen Jahren als kleiner Podientempel erkannt. Mehrere neu zugewiesene Bauteile ermöglichen eine weitergehende Rekonstruktion des Oberbaus.
Das Heiligtum gehört offensichtlich, schon da es Ägyptischen Gottheiten geweiht war, nicht zur ursprünglichen Stadtanlage. Seine Einrichtung wurde angesichts der gefundenen Inschriften, die nach den Buchstabenformen um 200 v. Chr. datiert werden, überzeugend mit der Vorherrschaft der Ptolemaier in Kleinasien in der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. in Verbindung gebracht. Die ausgegrabene Anlage, deren Gebäudeanordnung dem Grundtyp hellenistischer Heiligtümer entspricht, ist aber aus typologischen Gründen und angesichts baulicher Befunde wohl kaum die ursprüngliche.
Als Arbeits- und Diskussionsgrundlage für weitere Forschungen wurde folgende hypothetische Entwicklung der Areals und des auf ihm errichteten Heiligtums skizziert:
(1) frühe Wohnbebauung im Insularaster der Stadt;
(2) Vergrößerung der westlich angrenzenden Insula, indem die zwischen den Insulae verlaufende Gasse von einer großen Hausfront (Prostas) überbaut wurde.
(3) Einrichtung des Kults wohl um 200 v. Chr., nach den Buchstabenformen der gefundenen Inschriften
(4) Umgestaltung des Heiligtums: Errichtung des Podientempels, des Propylons und der seitlichen Halle im Späthellenismus
(5) Spätere Überbauung mit byzantinischer Hausbebauung
(6) Weitere Nachnutzung durch byzantinische Gräber
Das Projekt sieht einerseits vor, die Anlage des Heiligtums in seiner letzten Ausbaustufe mit den identifizierten Bauten zu untersuchen. Andererseits soll der städtebaulich wichtigen Frage nach der Vorgängerbauung nachgegangen werden. Hierfür wurden die Bauten umfassend untersucht und seit 2006 mehrere archäologische Grabungsschnitte vorgenommen.
Neben der wissenschaftlichen Arbeiten wurde während der Kampagne 2007 mit einer zurückhaltenden Teilanastilosis des Tempelpodiums begonnen, die im nächsten Jahr abgeschlossen und um eine bessere Präsentierung der aussagekräftigen Bauteile des Oberbaus ergänzt werden soll.
Finanzierung
DFG und DAI
Kooperation
Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Wulf RaeckDFG Schwerpunktprogramm "Die hellenistische Polis als Lebensform"
Studentische Mitarbeiter
(Kampagne 2000:) E. Aydın, M. Seidl, C. Weinzierl; (2005) G. Herdt, A. Wahl, C. Knobling; (2006) M. Braig, J. Ullersperger (FH Wiesbaden); (2007) M. Grandl, A. Tilgner
Publikation
Das Heiligtum der Ägyptischen Götter in Priene, in: A. Hoffmann (Hrsg.), Ägyptische Kulte und ihre Heiligtümer im Osten des Römischen Reichs, BYZAS 1 (2005) S. 139 – 154