Jüngere Baubestände in Bayern
Die besonderen Umstände der jüngeren Geschichte haben in Deutschland, insbesondere in den größeren Städten, zu einem bis dato nicht gekannten Austausch älterer Bausubstanz und der Errichtung großer neuer Wohnquartiere geführt. Nach 1950 errichtete Bauten machen heute über 60% des Gesamtbestands aus, werden aber aufgrund verschiedener (technischer und gestalterischer) Eigenheiten überwiegend als Dispositionsmasse betrachtet und verwertet. Insbesondere im Wohnungsbau ist eine relativ hohe Dynamik des vollständigen oder zumindest weitreichenden Ersatzneubaus festzustellen: wo Baumaßnahmen aufgrund üblicher Renovierungszyklen, veränderter gesetzlicher Regelungen, Nutzungs- oder Eigentümerwechsel etc. notwendig werden, ist der Ersatzneubau heute – befördert von den baurechtlichen Rahmenbedingungen – die Regel. Dies steht im klaren Widerspruch zu aktuellen umwelt- und gesellschaftspolitischen Diskussionen und Erkenntnissen, die eigentlich dazu führen müssten, dass der Bauerhalt als maßgebliche Bauaufgabe unserer Zeit wahrgenommen wird. Verschiedene Forschungsansätze in diesen Themenfeldern suchen nach einem besseren Verständnis dieser vielfach „ungeliebten“ Bauten und Siedlungen der Nachkriegsjahrzehnte bis in die 1980er Jahre.