Architektonische Montage | Raumwahrnehmung und Ästhetik des Alltäglichen
Luigi Ghirri
Paris, 1977
Bearbeiter: Maximilian Treiber M.Sc.
Dissertation am Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten, Prof. Uta Graff, seit 2020
Im digitalen Zeitalter, indem der Konsum von Bildern nicht nur den gesellschaftlichen Alltag prägt, sondern auch die Architekturproduktion mitbestimmt, wird die sinnliche Wahrnehmung von physischen Räumen stark zurückgedrängt. Der Überfluss an visueller Stimulation nährt jedoch gleichzeitig das Bedürfnis nach räumlicher Erfahrung.
Das hier geführte Dissertationsvorhaben möchte aus zwei Disziplinen der Gestaltung, der Fotografie und der Architektur, ein sich gegenseitig bedingendes Instrument zur Raumwahrnehmung und Kritik erforschen. Der Kern besteht darin, die Phänomene der architektonischen Montage, als Kulturtechnik in ihrer Entstehung, als praktische Gestaltungsmethode sowie als räumliche Lesart zu vermitteln.
Vor diesem Hintergrund soll das Bild nicht als inhaltsleere Repräsentation, sondern zum Gegenstand eines sinnhaften Prozesses verstanden werden. Durch minimale Eingriffe, Überlagerung und Gegenüberstellung wird das Bild einer Raumwahrnehmung im Bezug auf die Materialität, Maßstab oder kulturhistorischen Kontext untersucht, fragmentiert und montiert. Um neue Sehweisen auszuprobieren und Ungewohntes wahrzunehmen, untersucht die entwurfsbasierte Forschung sowohl die Bedeutung des Bildarchivs und die Technik der Bildmontage als auch die temporäre räumliche Verschiebungen und Verlagerungen von Architekturfragmenten. Eine kritische und kreative Auseinandersetzung mit unserer Umwelt und ihren Gestaltungswerkzeugen, die zu neuen Lesarten von Architektur und Stadt führen kann, ohne ihre physische Substanz zu verändern.