Theorie und Geschichte
Lehrveranstaltungen Bachelor
Architekturtheorie
REDEN UND SCHREIBEN ÜBER ARCHITEKTUR
Dozent: Prof. Dietrich Erben
Termin: Dienstag, 12:00-12:45 Uhr
Beginn: 15.10.2024
Ort: N1070ZG, Lothar Rohde HS
Architektinnen und Architekten reden und schreiben ihr ganzes Studien- und Berufsleben lang, auch wenn sie sich dessen vielleicht gar nicht so recht bewusst sind. Das Modul möchte den schlichten Sachverhalt deutlich ins Bewusstsein rücken, dass das Bauen in vielfältiger Weise Kommunikation voraussetzt und selbst Kommunikation ist. Ziel der Vorlesungsreihe ist es, die Fülle der Gelegenheiten, in denen mündliche oder schriftliche Mitteilungen notwendig sind, zu analysieren. Dabei kommen nicht nur verschiedene Situationen des Austauschs in den Blick, sondern auch unterschiedliche Sorten von Texten. Bei den Situationen geht es etwa um Entwurfskritiken oder um Wettbewerbe; bei den Texten geht es etwa um Skizzenbücher, Architekturkritiken oder Homepages von Architekturbüros. Die Veranstaltung ist als Reihe von kürzeren Vorträgen mit Diskussion aufgebaut, an ihr beteiligen sich mehrere Professuren des Departements Architektur.
Vorlesung
zur Architekturgeschichte
ARCHITEKTUR DER WELTAUSSTELLUNGEN
Dozent: Prof. Dietrich Erben
Termin: Montag, 11:30-13:00 Uhr
Beginn: 21.10.2024
Ort: HS 1100
Weltausstellungen sind Spektakel nationaler Selbstdarstellung, Orte kultureller Standortbestimmungen und Symbole von Fortschritt und Modernisierung. Als solche sind sie stets auch Experimentierfelder für neue architektonische Entwicklungen. Diese vielfältigen Funktionen sind bereits bei der ersten Weltausstellung, die 1851 im Crystal Palace in London abgehalten wurde, ablesbar, und sie gelten bis heute. Die kaum überbietbaren und nicht zuletzt kostspieligen Ansprüche finden in den Weltausstellungsgebäuden vielleicht sogar noch vor den Ausstellungsgegenständen selbst ihren deutlichsten Ausdruck. Weltausstellungen sind für die Architektur von jeher Laboratorien, in denen die neuesten gestalterischen und technischen Errungenschaften präsentiert werden. Die Vorlesung zeichnet die Geschichte der Weltausstellung vom Beginn in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart nach und macht den Versuch, anhand des speziellen Themas in die Architekturgeschichte dieser anderthalb Jahrhunderte einzuführen. Vor dem Hintergrund der sich wandelnden gesellschaftspolitischen Entwicklungen soll nach den urbanistischen Konzepten der Ausstellungsarchitektur und nach den symbolischen Ausdruckformen der Architektur gefragt werden.
Kunstgeschichte
GESCHICHTE DER HOLZARCHITEKTUR
Dozent: Prof. Dietrich Erben
Termin: Montag, 15:30-17:00 Uhr
Beginn: 21.10.2024
Ort: Bibliothek, Gabelsbergerstr. 49, IV. Stock
Der Holzbau erlebt gegenwärtig in vielen Teilen der Welt, vor allem jedoch in den westlichen Konsumgesellschaften als den Hauptverursachern des Klimawandels, eine erhebliche Konjunktur. Sie betrifft alle Sektoren des Bauens – die Ausbildung an den Universitäten ebenso wie Arbeit der Architekturbüros, die Bauindustrie ebenso wie die Politik. Im Zuge dieser Transformation erscheint der Holzbau als eine ökologische Notwendigkeit, als Baustoff von immenser Aktualität und als ein Zukunftsversprechen.
Das Seminar möchte vor diesem Hintergrund hingegen nicht nur auf die Gegenwart verweisen, sondern auch die Geschichte des Holzbaus diskutieren. Es wird sich zeigen, dass der Holzbau nicht nur eine immens lange, sondern auch eine äußerst vielfältige Geschichte besitzt. Der Holzbau verweist auf die Ursprungsmythen der Architektur zurück, er besitzt eine andauernde Bedeutung in indigenen Bauweisen, in Selbstbauweisen und im regionalen Bauen. Über lange Zeit und bis heute ist er mit der Armut von Subsistenzgesellschaften verbunden. Gerade aus diesen Blickwinkeln ermuntert die Geschichte des Holzbaus auch, neu über die Gegenwartsprobleme der Architektur nachzudenken.
Kunstgeschichte
EXTRAKTIVE LANDSCHAFTEN?
Landschaftsmalerei aus der Perspektive der transkulturellen Kunstwissenschaft
Dozentin: Dr. Sarah Hegenbart
Termin: Freitag, 09.45-11.15 Uhr
Beginn: 18.10.2024
Ort: Seminarraum 306, Gabelsbergerstr 49, III. Stock
Inwiefern hat die klassische Landschaftsmalerei dazu beigetragen, eine Perspektive auf Land als eine für extraktive Prozesse nutzbare Ressource zu befördern? Welche ästhetischen Strategien setzen Künstler:innen der Gegenwart ein, um eine solche Sichtweise zu problematisieren?
In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der Landschaftsmalerei in der Kunst der Moderne und Gegenwart aus der Perspektive der transkulturellen Kunstwissenschaft. Dabei werden Grundlagentexte der transkulturellen Kunstwissenschaft gelesen, kommentiert und diskutiert und in Referaten vermittelt, so dass Studierende sich die zentralen Begriffe transkultureller Ansätze erarbeiten. Im Zentrum stehen dabei Analysen ästhetischer Strategien ausgewählter Kunstwerke im Seminar sowie vor Originalen.
Geplant ist eine Exkursion zur Hello Nature Ausstellung in Nürnberg, um auch kuratorische Strategien zu dieser Thematik benennen und in virtuellen Ausstellungskonzepten anwenden zu können. Zur Teilnahme an diesem Seminar ist die Anwesenheit bei der ersten Sitzung zwingend erforderlich. Weitere Voraussetzungen sind die Übernahme eines Referats, das Erledigen kleinerer Hausaufgaben sowie das Verfassen eines Exposé zur Vorbereitung auf die Hausarbeit.
Kunstgeschichte
REGIONAL*ISMEN:
The Good, the Bad and the Ugly
Dozentin: Dr. Elena Markus
Termin: Freitag, 09:45-11:15 Uhr
Beginn: 18.10.2024
Ort: Seminarraum 401, Gabelsbergerstr. 49 IV. Stock
Der architekturtheoretische Begriff „Kritischer Regionalismus“ kommt erst um 1980 auf, obwohl Regionalismus in der Architektur bereits seit mehreren Jahrzehnten diskutiert wurde. Liane Lefaivre und Alexander Tzonis prägten gegen Ende der 1970er Jahre den Begriff, der nicht zuletzt dank Kenneth Framptons Interpretation rasant an Popularität gewann. Die Architektur des Kritischen Regionalismus, die über „individual and local architectonic features against more abstract and universal ones“ verfüge, beinhaltete nach Lefaivre und Tzonis einen kritischen Kommentar zur zeitgenössischen Architektur und der Gesellschaft.
In unserem Seminar werden wir darüber diskutieren, wie sich der kritische von einem »unkritischen« Regionalismus unterscheidet, und welche Faktoren den regionalen Charakter der Architektur bestimmen. Sind es klimatische, topografische, historische, kulturelle oder soziopolitische Dimensionen, die die architektonische Identität prägen? Dies führt zur Frage nach stilistischer Einheit: Bestimmen formale Elemente das »regionale« Erscheinungsbild eines Bauwerks, oder wird er von einem stets im Wandel begriffenen Kontext geformt?
Wir werden uns auch mit der Frage nach Berührungspunkten und Differenzen zwischen Regionalismus und »nationalen« Architekturen auseinandersetzen. Im postkolonialen und post-imperialistischen Kontext steht nicht das Zentrum, sondern die Peripherie im Fokus, nicht monumentale Strukturen, sondern alltägliche Nutzungen. Es gilt, auch für die Architekturproduktion, eine progressive Agenda zu verfolgen, ohne sie einer vermeintlichen politischen Identität zu opfern. Schließlich werden wir historische und aktuelle Beispiele regionaler Architektur hinsichtlich ihres „kritischen“ Gehalts analysieren, vor allem im Hinblick auf die gegenwärtige Krise des Globalen, die dem zeitgenössischen Populismus den Weg ebnete.
Die Seminareinheiten finden alle zwei Wochen statt und umfassen jeweils zwei aufeinanderfolgende Sitzungen.
Kunstgeschichte
Fahrpläne für den Neuanfang.
Manifeste in Architektur, Kunst und Design
Dozent: Dr. Achim Reese
Termin: Freitag 09:45 - 11:15 Uhr
Beginn: 18.10.2024
Ort: Seminarraum 403, Gabelsbergerstr 49, IV. Stock
Als prägnante Absichtserklärung hat das moderne Manifest seinen Ursprung in der Politik – und sein Ziel in der Veränderung der Welt. Gemäß ihrem nicht ausschließlich ästhetischen, sondern vielmehr gesamtgesellschaftlichen Anspruch legten insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch Architekt:innen, Künstler:innen und Designer:innen ihre Programme in schriftlicher Form dar. Die Auseinandersetzung mit diesen „Kampfschriften“ und ihren Autor:innen wird Gegenstand des Seminars sein.
Im Zuge der Lehrveranstaltung werden zunächst die Eigenheiten behandelt, die ein Manifest ausmachen und eine Unterscheidung von anderen Formen der schriftlichen Äußerung (wie etwa dem Traktat) gestatten. Dabei muss auch das Verhältnis von Text und Bild Berücksichtigung finden. Neben der Frage, inwieweit das Manifest nicht nur ein Werk begleiten, sondern selbst auch als künstlerische Arbeit in Erscheinung treten kann, werden Sonderformen in den Blick genommen, zu denen beispielsweise das retroaktive (also rückwirkende) Manifest gehört. Schließlich gilt es, den Ursachen nachzugehen, die einem Bedeutungsverlust der Textform im ausgehenden 20. Jahrhundert zugrundeliegen.
Im Zentrum der Lehrveranstaltung werden schriftliche Quellen in deutscher und englischer Sprache stehen, die mit Sekundärliteratur ebenso wie mit Kunst- und Bauwerken konfrontiert und im Zuge von Diskussionen erörtert werden sollen. Zudem wird von allen Teilnehmenden erwartet, dass sie durch ein Referat an der Gestaltung des Seminars mitwirken.
Kunstgeschichte
STOFFWECHSELPOLITIK
Metabolismus in der Architektur
Dozentin: Dr. Gabrielle Schaad
Termin: Montagtag, 15:30-17:00 Uhr
Beginn: 21.10.2024
Ort: Seminarraum 401, Gabelsbergerstr. 49, IV. Stock
In Zeiten der Klimakrise, die unsere Arbeitswelt und den Umgang mit natürlichen Ressourcen grundlegend verändert, wird es entscheidend, historische und theoretische Perspektiven neu zu beleuchten. Simon Schaupp, Soziologe und Autor, analysiert unter dem Titel „Stoffwechselpolitik“ die Dynamik dieser Veränderungen und knüpft dabei an Karl Marx an, der die Arbeit als zentralen Steuerungsmechanismus im „Stoffwechsel“ zwischen Gesellschaft und Natur verstand.
Dieses Seminar untersucht den japanischen Metabolismus, eine architektonische Bewegung der 1960er Jahre, die durch visionäre städtebauliche Konzepte hervorstach. Die Architekten Kiyonori Kikutake, Kisho Kurokawa, Masato Ohtaka, Fumihiko Maki und der marxistische Theoretiker Noboru Kawazoe entwickelten Megastrukturen, die modulare Bauelemente mitunter gar erneuerbare Energien theoretisch integrierten. Sie zeigten damit alternative Ansätze jenseits moderner Funktionstrennungen auf und prägten eine neue Ära des urbanen Denkens.
Im Seminar werden wir die Ideen dieser Pioniere kritisch reflektieren, insbesondere ihre Konzepte von Flexibilität, Wachstum und Anpassungsfähigkeit. Wir betrachten ihre Arbeit nicht nur im situierten Kontext von Nachkriegsmoderne, Brutalismus und Kapselarchitektur, sondern auch in Bezug auf die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen ihrer Zeit. Durch die Analyse ausgewählter Fallstudien und Texte beleuchten wir die Potenziale und Widersprüche dieser visionären Entwürfe und diskutieren ihre heutige Relevanz für Gesellschaften nach dem Wachstum.
Ein besonderer Fokus liegt auf den in diesem Zusammenhang bisher wenig beachteten Rollenbildern in der Architektur und im gesellschaftlichen „Stoffwechselprozess“. Während die metabolistischen Visionen diese Dimension weitgehend ausblendeten, werden wir untersuchen, wie Architektinnen und die traditionell feminisierte Sorgearbeit diesen Prozess maßgeblich mitgestaltet und geprägt haben.
Architekturgeschichtliche Übungen
Porträts und Demokratie:
Wer wird wie repräsentiert?
Dozentin: Dr. Sarah Hegenbart
Termin: Donnerstag, 11:30-13:00 Uhr
Beginn: 17.10.2024
Ort: Bibliothek / Raum 403, Gabelsbergerstr 49, IV. Stock
Wer wird hier repräsentiert? Die Frage nach Repräsentation betrifft sowohl die (klassische) Porträtmalerei als auch demokratische Prozesse. Eng verknüpft damit ist Frage nach Mechanismen des Ausschlusses, die egalitäre Formen der Repräsentation verhindern. Jüngst untersuchten Ausstellungen wie When We See Us: A Century of Black Figuration in Painting (Kapstadt, 2022) und Reframing the Black Figure: An Introduction to Contemporary Black Figuration (London, 2023), ob und wie Schwarze Menschen in Darstellungen der klassischen Kunstgeschichte repräsentiert werden. Ausgehend davon untersuchen wir Leerstellen der Repräsentation sowohl in kunstwissenschaftlichen Darstellungen als auch in demokratischen Systemen. Eine zentrale wissenschaftliche Analyse, mit der wir uns in diesem Seminar befassen werden, wurde von Tina Campt in ihrem Buch A Black Gaze: Artists Changing How We See (2021) entwickelt. Campt stellt fest, dass es zwar eine schwarze Renaissance in der Bildgestaltung gibt, dass sich diese aber oft „auf die Darstellung Schwarzer Menschen und Gemeinschaften konzentriert, während die bestehenden Beschränkungen der traditionellen Erzählweisen Schwarzer Erfahrung beibehalten werden“ (Campt 2021, 7). Campt entwickelt daraufhin eine Theorie des „Schwarzen Blicks“, die die Optik des „Anschauens“ zu einer Politik des Schauens mit, durch und neben dem anderen verschiebt (Campt 2021, 8). Wie kann eine solche kritische Auseinandersetzung mit der Perspektivität dazu beitragen nicht nur Repräsentation in kunstwissenschaftlichen Darstellungen inklusiver zu gestalten, sondern auch in demokratischen Systemen? Zur Teilnahme an diesem Seminar ist die Anwesenheit bei der ersten Sitzung zwingend erforderlich. Weitere Voraussetzungen sind die Übernahme eines Referats, das Erledigen kleinerer Hausaufgaben sowie das Verfassen eines Exposé zur Vorbereitung auf die Hausarbeit.