Berlin Dreilinden, Relikt des Transits – Entwicklung und Nachnutzung einer obsoleten Typologie
Jonatan Anders Sommer 2020
(Freie MA Thesis Architektur: Ruhender Verkehr)
Das System des Berlin-Transits ist eine singuläre Erscheinung und als direkte Folge der Blockbildung nach dem Zweiten Weltkrieg von internationaler historischer Bedeutung. Ziel der MA Thesis ist eine gesamtheitliche Betrachtung der Typologie des Grenzübergangs im Berlin-Transit sowohl auf west- als auch auf ostdeutscher Seite. Die Hypothese ist, dass die Übergänge als Teile eines zusammen-hängenden Systems nur bei einer gemeinsamen Betrachtung verständlich werden können. Im ersten Teil der Arbeit werden die baulichen Strukturen der Transit-Grenzübergänge untersucht und historisch verortet. In aufeinander-folgenden Phasen können spezifische bauliche Typologien unterschieden werden, die die west- und ostdeutschen Grenzübergangsstellen definieren. Im zweiten Teil wird die Entwicklung der obsolet gewordenen Bauaufgabe nach der deutsch-deutschen Einheit 1990 untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, welche Nachnutzungsstrategien für die Übergangs-stellen gewählt wurden, und welche baulichen Elemente des Systems bis heute erhalten blieben. Im dritten Teil der Arbeit wird der Grenzübergang Berlin-Dreilinden von Rainer G. Rümmler von 1967–1973 untersucht. Er ist aufgrund seiner Gestaltung, der Randlage in der gesamtdeutschen Hauptstadt und auch in Bezug auf den Findungsprozess einer Nachnutzungsstrategie ein Sonderfall, denn bis heute konnte keine dauerhafte Nutzung etabliert werden. Die offene Frage zur Zukunft Dreilindens wird im finalen Teil der Arbeit in Form eines komplexen architektonischen Entwurfs beantwortet. Dreilinden soll zu einem Dokumentationszentrum des Berlin-Transits umgebaut werden, das auch der westdeutschen Perspektive der deutschen Teilung gerecht wird.