100% Gerecht in 10 Jahren: Au / Walchensee
Städtebauliches Entwerfen
Wintersemester 2022 / 2023
Team: Prof. Benedikt Boucsein, Matthias Faul, Maria Schlüter, Robert-Christoph Tubbenthaler
Wir sind bereits mitten in der Klima- und Energiekrise. Die Wissenschaft gibt uns noch zehn Jahre, um die komplette Eskalation aufzuhalten. Wir werden im Winter mit weniger Gas unsere Gebäude heizen müssen. Bruno Latour vergleicht die nun notwendige Reaktion mit der im Kriegsfall, was in der Ukraine bereits traurige Realität geworden ist. Sollten wir uns nicht fokussieren und eine gemeinwohlorientierte Entwicklung anstreben, bei der die ganze Gesellschaft auf ein einziges Ziel hinarbeitet: das Überleben, würden wir rational handeln, würden wir alles der notwendigen “großen Transformation” unterordnen. Aber warum geschieht nichts? Können wir die Transformation provozieren? Und welche Rolle kann die Architektur dabei spielen? Wie wollen wir leben?
Im Studio werden wir diese Fragen uns und unserer Umgebung radikal stellen. Wir setzen die Mittel des räumlichen Entwurfs ein, stellen aber auch einen Aktionsplan auf, diskutieren ihn mit verschiedenen AkteurInnen, und versuchen seine Durchführung einzuleiten. Wir werden uns konkrete Gedanken darüber machen, wie der Alltag nach der „Großen Transformation“ aussehen wird, und welche räumlich-gestalterischen Eigenschaften ihn prägen. Der Entwurf reicht vom städtebaulichen Maßstab bis zu Grundriss- und Fassadenlösungen. Wir arbeiten im Modell, im Plan, und auf der Straße.
Ort der Intervention sind 2 Quartiere im Münchner Süd/Osten: SÜDLICHE AU und WALCHENSEE PLATZ. In Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von aqt werden Überlegungen zur Stadtraumtransformation durchdacht und umgesetzt. Aufbauend auf einer von aqt durchgeführten Summer School werden Vorträge und Gäste mit eingebunden.
Die Quartiere werden durch Flächenmapping kartiert und untersucht. Auf der Grundlage wird ein zehn Jahresplan und Aktionspläne entwickelt, welche den Rahmen und die Ziele der Eingriffe abstecken. Zum einen werden wir die Transformation in der Fläche betrachten, wie sich Nutzungsarten sowie Flächenverbrauch abbilden und verändern lassen. Zum anderen werden wir die soziale Komponente des Stadtraums betrachten. Im Austausch mit der LHMünchen geht es darum, wie wir den Zukunftsraum gendergerecht gestalten können. Es soll ein Booklet zu einer gendergerechten Situation im Stadtraum entstehen.
Die Studierenden haben die Freiheit, ihre Orte selbst zu wählen. Wir wollen verstehen, wie Veränderungen im Stadtraum die Quartiere verwandeln und eine neue Art des Zusammenlebens in und nach der Krise einleiten können. Was passiert in den Auto-reduzierten Stadträumen der Zukunft? Wie können wir uns diese aneignen? Werden wir diese in zweiter Reihe bebauen? Wie können wir neue Nutzungskonzepte für diese Zwischenräume finden? Warum steht hier ein Auto?