I shop therefore I am - Innenstadt im Wandel
freie Masterthesis (SS24)
Cara Hähl-Pfeifer
Ein Spaziergang durch die Fußgängerzone der Pforzheimer Innenstadt gewährt einen tiefen Einblick in gegenwärtige urbane Debatten. Die Stadt zeigt sich von zahlreichen Krisen gezeichnet. Überall finden sich leere Schaufenster. Einige sanierungsbedürftige, jedoch kulturell wertvolle Zeitzeugen der Nachkriegszeit sollen in den kommenden Jahren abgerissen werden, und die seit Monaten leerstehende Galeria Kaufhof ist ein ständiges Thema in der lokalen Presse. Wer nimmt sich ihrer an? Doch nicht nur das Aussterben des stationären Handels beschäftigt die Pforzheimer:innen; auch der vergleichsweise hohe Zuwanderungsdruck sorgt in der Bevölkerung für Unmut. Unverblümter Alltagsrassismus findet sich in Gesprächen über die Stadt wieder und die Alternative für Deutschland geht in den Kommunalwahlen im Juni 2024 als Wahlsiegerin hervor. Da bleibt nur die Sehnsucht nach der Vergangenheit, denn „es ist einfach nicht mehr, wie es einmal war.“
Eines steht fest: Was derzeit in Pforzheim geschieht, könnte schon bald vielen anderen kleineren Großstädten in Deutschland bevorstehen. Darum eignet sich die Stadt hervorragend als Untersuchungsfeld, um die Ursachen des Wandels nachzuvollziehen, eine gespaltete Stadtgesellschaft zu thematisieren und eine inklusivere urbane Zukunft zu gestalten. In diesem Zusammenhang drängt sich eine Frage auf, die ich mir als gebürtige Pforzheimerin bisher nicht zu stellen wagte: Was können wir von Pforzheim lernen?
Die Masterarbeit „I shop therefore I am – Innenstadt im Wandel“ beschäftigt sich mit den wesentlichen Faktoren, die das (negative) Bild der Pforzheimer Innenstadt prägen: der Krise des stationären Handels, der Zuwanderung und der Erinnerungskultur. Mithilfe verschiedener Methoden ethnographischer Forschung wird die Polykrise im öffentlichen Stadtraum visualisiert und eine Momentaufnahme der Innenstadt festgehalten. Auf dieser Grundlage wird ein Versuch unternommen, das gegenwärtige Narrativ zu verändern und für das leerstehende Kaufhaus, als Symbol für den Niedergang der monofunktionalen Innenstadt, ein alternatives Nutzungskonzept zu finden. Das Kaufhaus soll somit in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle im positiven Wandel der Innenstadt einnehmen.