Der in den vergangenen 70 Jahren um unsere Städte herum entstandene Siedlungsgürtel trägt den größten Teil der nun in die Jahre gekommenen Bausubstanz in sich. Die Entwicklung dieser Baumasse ist seit einiger Zeit Gegenstand vielfältiger Überlegungen und eine der großen Bauaufgaben der Zukunft. Es geht darum, die energetische Sanierung voranzutreiben und den Flächenverbrauch für neuen Siedlungsraum wirksam einzudämmen.
Die Annäherung an den Bestand der Nachkriegsjahre erfolgt bisher hauptsächlich von einem technisch-funktionalistischen Standpunkt aus, der in Bezug auf Energieverbrauch, Flächeneffizienz oder Kreislaufströme wesentliche und vor allem quantifizierbare Parameter erfasst. Gleichzeitig stößt die sehr präzise denkmalpflegerische Erfassungspra-xis angesichts der großen Gebäudemengen des Nachkriegsbestandes an methodische Grenzen.
Über die fotografische Erfassung und phänomenologische Beschreibung von Gebäuden des Massenwohnungsbaus der 1960/70er Jahre anhand ausgewählter Großwohnsiedlungen zielt die Forschung darauf, den Baubestand aus einer für die Wahrnehmung der Baumasse entscheidenden qualitativen Sichtweise zu erschließen und die Analysepraxis zu erweitern. Es geht um den genetischen Code unserer gebauten Umwelt.
Bearbeiter: Andreas Müsseler und Khaled Mostafa