BAUBOTANISCHER STEG Neue Kunst am Ried 2005
Der Steg wurde 2005 als ein experimentelles Bauwerk realisiert. Seine einfache pflanzlich-technische Struktur veranschaulicht den konzeptionellen wie auch den konstruktiven Ansatz der Baubotanik. Die Konstruktion besteht aus 64 senkrecht und 16 diagonal angeordneten Bündelstützen, die aus jeweils 12 bis 15 Pflanzen gebildet wurden. Diese Stützenstruktur trägt auf etwa 2,5 Metern Höhe eine begehbare Fläche und nimmt ein Edelstahlrohr auf, das als Handlauf dient. Durch die in regelmäßigen Abständen angeordneten Pflanzenstützen und die insgesamt 22 Meter lange, aus Stahlgitterrosten gebildete Stegfläche, entsteht ein vom Boden abgelöster, begehbarer Raum, der über zwei Querstege mittels Leitern betreten werden kann. Konstruiert wurde die lebende Tragstruktur aus Setzstangen der Weidenart Salix viminalis, die eine hohe Regenerationsfähigkeit aufweisen und sich im Boden selbstständig bewurzeln. Deshalb verfügt der Steg über kein Fundament im herkömmlichen Sinn. Alle Lasten werden ausschließlich von der pflanzlichen Tragstruktur aufgenommen und in den Boden eingeleitet. Dort ist das Bauwerk durch die Wurzeln verankert, die an dem Standort, einer dauerfeuchten Riedwiese, ausgezeichnete Wachstumsbedingungen vorfinden. Im Laufe der Jahre wuchsen insbesondere die Rohre des Handlaufs mehr und mehr in die lebende Konstruktion ein. Es kam aber auch zum Absterben einzelner Pflanzen bzw. Stützen. Auf Basis dieser Beobachtungen wurde ein Pflegekonzept entwickelt, das maßgeblich auf eine iterative Regeneration der Stützen durch Neuaustrieb setzt.
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Entwurf und Umsetzung
Ferdinand Ludwig, Oliver Storz, Cornelius Hackenbracht
Finanzierung
Neue Kunst am Ried, Sponsoren
Auszeichnungen
Das erste Haus / Bauwelt-Preis, engere Wahl (2009)
archiprix international, participants favourite no.1 (2007)
Publikationen
LUDWIG, F., STORZ, O. 2005. Baubotanik - Mit lebenden Pflanzen konstruieren. Baumeister, 11.