STUDIO Destination Wasteland! – Nachnutzungskonzept für die Deponie Maifischgraben in Neustadt an der Weinstraße

Ausgangslage
Deponien, früher oft als Müllkippen bezeichnet, waren lange Zeit die gängige Entsorgungspraxis für jeglichen Abfall in Deutschland. In den 1970er Jahren gab es ca. 65.000 teils unkontrollierter Müllkippen in Deutschland. Seitdem hat sich die Abfall- und Entsorgungswirtschaft stark hin zu einer Recycling- und Verwertungswirtschaft gewandelt. Maßgeblich zu diesem Wandel beigetragen hat das 2005 eingeführte Deponierungsverbot für biologisch abbaubare und sonstige organische Abfälle, sofern diese nicht vorbehandelt wurden. Dieses Verbot wurde 2024 auf recyclingfähige und verwertbare Abfälle erweitert. Folglich sank die Zahl der Deponien von ehemals 65.000 auf 999 im Jahr 2021 in Deutschland. (Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024)
Die damit verbundene flächendeckende Schließung von Deponien führte dazu, dass viele Standorte in die sogenannte Nachsorgephase überführt wurden. Die Nachsorgephase dient der langfristigen Sicherung der Deponie und stellt sicher, dass auch zukünftig keine Beeinträchtigungen für das Wohl der Allgemeinheit entstehen. Bei vielen Deponien endet die Nachsorgephase nun oder läuft in den nächsten Jahren aus, weshalb sinnvolle Nachnutzungskonzepte benötigt werden, die den Flächen wieder einen Wert für die Allgemeinheit verleihen.
Die Nachnutzung einer ehemaligen Deponiefläche bringt mehrere planerischen Herausforderungen mit sich, die sich über einen Zeitraum von min. 100 Jahren erstrecken. Einerseits ist die Abdichtung der Deponie und das damit einhergehende Wassermanagement (Regenwasser und Sickerwasser innerhalb der Deponie) eine ingenieurtechnische Herausforderung. Andererseits stellt die Etablierung eines ökologisch und sozial wertvollen Lebensraums für Flora, Fauna und Mensch eine gestalterische Herausforderung dar.
Projektgebiet
Neustadt an der Weinstraße liegt am Fuße des Pfälzerwalds im Rheintal, im Westen der Metropolregion Rhein-Neckar. Neustadt ist bekannt als ein Zentrum des deutschen Weinbaus sowie für das Hambacher Schlosses – beides bedeutende Anziehungspunkte für den Tourismus. Im Rahmen der Landesgartenschau 2027 entsteht im Nordwesten der Stadt ein neuer Landschaftspark. Dieser beginnt im Osten am Rand der Altstadt und erstreckt sich westwärts bis zur Deponie Maifischgraben. Der Park wird im Norden vom Rehbach und im Süden vom Speyerbach begrenzt. Der südliche Teil der Deponie Maifischgraben wird dabei als Panoramaberg in den Landschaftspark integriert und bietet, gemeinsam mit dem restlichen Landschaftspark, eine Naherholungsmöglichkeit für die Anwohner des angrenzenden Stadteils Branchweiler. Gleichzeitig entsteht eine durchgehende Grünverbindung von der Altstadt entlang der beiden Bäche bis ins Rheintal.
Der nördliche Teil der ehemaligen Deponie Maifischgraben soll zukünftig als Glamping-Areal nachgenutzt und zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten in Neustadt anbieten. Der nördliche Deponieteil erstreckt sich über rund 50 ha und dient derzeit als Recyclinghof.
Fragestellung und Entwurfsziel
Wie kann auf einer ehemaligen Deponiefläche ein ökologisch wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna geschaffen werden, der zugleich soziale Bedürfnisse in die Gestaltung integriert?
Welche zeitlichen Aspekte sind bei einem Planungs- und Nutzungszeitraum von 100 Jahren im Planungsprozess zu berücksichtigen?
Inwiefern beeinflussen Bodenaufbau und Wassermanagement die Etablierung eines ökologisch diversen Lebensraums, und wie können diese gezielt zur Förderung der Biodiversität eingesetzt werden?
Welches Maß an menschlicher Nutzung kann in das Konzept integriert werden, ohne die ökologische Funktion der Fläche zu beeinträchtigen?
Ziel des Studios Destination Wasteland! ist die Schaffung eines ökologisch wertvollen Lebensraums für Flora und Fauna auf der ehemaligen Deponie Maifischgraben. Gleichzeitig soll die Fläche eine Freizeit- und Erholungsnutzung für die Menschen in Form eines Glamping-Areals ermöglichen. Der Entwurf muss den Entwicklungsprozess der Deponienachnutzung über einen Zeitraum von 100 Jahren berücksichtigen und anschaulich darstellen.
Dieses Studio wird in Zusammenarbeit mit Dr. Markus Bauer vom Lehrstuhl für Renaturierungsökologie unter der Leitung von Prof. Kollmann angeboten.
Die Exkursion nach Neustadt an der Weinstraße wird vier Tage dauern und im Zeitraum vom 6. bis 9. Mai stattfinden. Die genauen Kosten (ca. 166 Euro pro Person, exklusive Transport) werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Die Teilnehmenden sind für die Organisation und die Kosten ihrer An- und Abreise selbst verantwortlich.
Module:
Master Landschaftsarchitektur Projekt:
15 ECTS
LV-Nr.: 0000002226
LV-Nr.: 0000002227 (Vertiefung)
Bachelor Landschaftsarchitektur Projekt 4:
9 ECTS / 6 SWS
LV-Nr.: 0000000622
Bachelor Thesis:
LV-Nr.: 0000002168 (GTLA Forschungsdesigns)
Ort:
Freising, E42
Kick Off:
28.04.2025, 13:00, E42
Exkursion:
06.05. – 09.05.2025
Neustadt an der Weinstraße
Sprache:
Deutsch/Englisch
Betreuung:
Montag, 9:30-12:30 [MA] - 13:30-18:00 [BA]
Lehrpersonen:
Prof. Ferdinand Ludwig,
Christoph Fleckenstein, M.A.
Lumi Kirk, M.A.
Kontakt:
christoph.fleckenstein(at)tum.de