LAVOIR
oder
Die Legende des Waldläufers
Gastprofessoren Jan Keinath und Fabian Onneken
Bachelor-/ Masterprojekt, Sommersemester 2022
Eine Freundin aus dem bayrischen Voralpenland erzählte uns kürzlich bei einem Treffen an der Theke eines Wirtshauses eine Legende, die sich, nach vehementer Beteuerung der Erzählerin, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zugetragen haben soll.
Auf Instagram berichtete ein Waldläufer und Influencer ausführlich davon bei einem mehrtägigen Trip an einer Quelle in einem abgelegenen Talgrund eine unglaubliche Kraft und Energie gespürt zu haben. Er hatte am Abend ein Tuch im Quelllauf gewaschen, zum trocknen auf die Äste gehängt und sich später damit zugedeckt. Nachts habe er eine direkte Verbundenheit mit der Natur gespürt, die er sich nicht erklären konnte und die ihm magisch vorkam. Er schlussfolgerte, dass es an Wasser und Wind gelegen haben müsse und dieser Ort eine besondere Verbindung mit Mutter Natur zuließe. Nach Berichten in sozialen Medien über sein Naturerlebnis pilgern nun Heerscharen an Follower in den durch Geotagging bekannt gewordenen Talgrund, waschen in Quelle und Bach deckengroße Tücher und hängen diese im umliegenden Wald auf. Verschmutzungen und Wildcamping stellen die Gemeindeverwaltung nun vor die Frage nach einem Umgang mit der Situation.
Letztendlich ist selbstredend nicht abschließend geklärt ob die Mär eine famose Erfindung des Waldläufers war oder die halluzinogene Wirkung der rohen Pilze im Abendessen zur spirituellen Erfahrung geführt haben. Die Bedürfnisse der „Pilgernden“ scheinen jedoch real zu sein und hier möchten wir mit unserem Entwurfsprojekt anknüpfen.
Wir nehmen die Legende zum Anlass in einem fiktiven Talgrund unserer Wahl eine Quelle mit Quelllauf zu erschaffen, an dem wir uns baulich positionieren. Wir entwerfen eines oder mehrere Gebäude, die aus den Funktionen Waschhaus, Trockenhalle und Herberge bestehen. Gemeinsam erforschen wir dabei Holzbaukonstruktionen, deren Abhängigkeiten von äußeren Einflüssen und Potentiale hinsichtlich ihrer ganz eigenen Raumatmosphären und Materialisierungen.
Über zwei Übungen tasten wir uns an das Entwurfsthema heran und bearbeiten im Anschluss drei Nutzungstypologien mit grundlegend unterschiedlichen Anforderungen an Gebrauch und Erscheinung. Anhand struktureller, baukonstruktiver, funktionaler und raumgestaltender Prinzipien und Elemente nähern wir uns spielerisch architektonischen Lösungen. Dabei geht es um die Entwicklung einer konstruktiven Logik und gestalterischen Sprache für charaktervolle Holzbauten.
Entwurfsvorstellung:
Details folgen in Kürze.
Kontakt:
onneken(at)ko-ok.cc