Entwicklung eines ressourcenschonenden Konstruktions-, Brandschutz- und Energiekonzepts im Holzhochhausbau als integraler Bestandteil des architektonischen Konzepts am Beispiel eines Holzhochhauses in Nürnberg-Langwasser
Seit der Realisierung der ersten innerstädtischen, mehrgeschossigen Holzkonstruktion lässt sich ein enormer Anstieg des Interesses von Seiten privater und öffentlicher Bauherrn, der Bauindustrie und der staatlichen Organe an der Verwendung von Holz für den mehrgeschossigen Wohnbau im urbanen Raum feststellen.
Gründe dafür sind unter anderem die Suche nach Bauweisen mit geringerem CO2-Footprint in der Herstellung, dem Betrieb und dem Rückbau, also insgesamt die Lebenszyklus-betrachtungen mit Hinblick auf die Umweltfaktoren und die Kosten. Insbesondere die zunehmend favorisierten Niedrigenergie- und Passivhausbauweisen sorgen dafür, dass die Kosten für leichte und materialsparende Holzbauten heute überaus wettbewerbsfähig sind im Vergleich zu den schweren konservativen Bauweisen in Beton oder Mauerwerk. Maßgebend unterstützt wird die Entwicklung hin zur Holzbauweise von den signifikanten technischen Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich des Ingenieurholzbaus.
Die bisher am Markt befindlichen Standardlösungen für Decken, Fassaden, Stützen, Wände und Aussteifungssysteme sind hauptsächlich für den Einsatz in Gebäuden mit bis zu 8 Stockwerken entwickelt worden. Aufgrund der deutlich höheren Anforderungen im Hochhausbau, z.B. hinsichtlich der tragwerks- und brandschutztechnischen Eigenschaften, können diese nicht einfach übertragen werden. In Nürnberg-Langwasser, in der Leuschnerstraße 5, soll ein teilweise geförderter Wohnungsbau mit ca. 50 Mietwohnungen entstehen. Ein Holzhochhaus mit mehr als 12 Stockwerken soll gebaut werden, mit Wohnturm, Boardinghaussystem und Parkhaus. Voraussichtlicher Baubeginn ist 2019.
Für den geplanten Neubau des Holzgebäudes ist das Ziel, ein ressourcenschonendes Energie-und Konstruktionskonzept in einen architektonischen Gesamtentwurf zu integrieren. Durch die Verwendung einer hybriden Holzbauweise, soll über den gesamten Lebenszyklus betrachtet nahezu eine CO2 Neutralität erreicht werden, ohne dabei die hohen Anforderungen an den Brand-, Feuchte-, Holz- und Schallschutz zu vernachlässigen. Der nachwachsende Rohstoff Holz soll dabei nicht nur den CO2 Einsatz für die Errichtung reduzieren sondern ergänzend durch passive und aktive Maßnahmen (regenerative Energiegewinnung ggf. in der Fassade) auch während des Betriebs weitere Einsparungen erzeugen. Der angestrebte niedrige Energiebedarf, verfolgt in hohem Maße mit regenerativen Energien und über Einspeisung ins Netz die Emissionen weitestgehend komplett zu kompensieren, sodass das Gebäude über den Lebenszyklus möglichst CO2 neutral ist.
Darüber hinaus sollen allgemein gültige Handlungsempfehlungen entwickelt werden und diese Entscheidungsträgern von zukünftigen Holzbauprojekten im Hochhausbereich zur Verfügung stellen zu können. Die erarbeiteten Handlungsempfehlungen, die zu einer Steigerung der Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Aufenthaltsqualität bei gleichzeitiger Reduzierung der laufenden Kosten führen, gewährleisten aufgrund der hohen Repräsentativität des Projektes als mehrgeschossiger Wohnungsbau im urbanen Kontext, eine Übertragbarkeit für andere, neu zu bauende Projekte gleicher Art.