Die Rolle der ILE in der räumlichen Entwicklung
Zunehmend sehen sich Gemeinden in ländlichen Räumen komplexen Herausforderungen der gesellschaftlichen und räumlichen Entwicklung gegenüber, deren Bewältigung auf kommunaler Ebene kaum zu leisten ist, oder denen mit unverhältnismäßig großem Aufwand und Ressourceneinsatz begegnet werden müsste. Die relativ kleinteilige Strukturierung der bayerischen Gemeinden gerät vor diesem Hintergrund zunehmend unter Druck.
Bayern verfolgt seit 2006 mit dem etablierte Programm der „Integrierten Ländlichen Entwicklung“ (ILE) einen neuen Ansatz. Es zielt auf einen Bündelungsansatz ab, der erstens eine überkommunale Zusammenarbeit der Kommunalebene anstrebt und dabei zweitens ausdrücklich keine Beschränkung auf bestimmte thematische Sektoren vorsieht. In ILE-Prozessen werden thematische Schwerpunktsetzungen und Kooperationsfelder durch die Partner gemeinschaftlich in einem offenen Findungsprozess festgelegt.
Diese Charakteristik des Programms ILE gründet sich in der besonderen Organisation der bayerischen Politik für die Entwicklung der ländlichen Gebiete, welche einen ganzheitlichen Ansatz priorisiert. Zwar könnten daraus potenziell Konkurrenzen zu anderen Verwaltungsbereichen entstehen, jedoch fördert dieser Ansatz die Konzeption von Projekten, welche strukturbildend über die sektoralen Grenzen hinweg wirken können. Damit können in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern die gesamträumlichen Herausforderungen passgenauer beantworten werden.
Nicht zuletzt aufgrund der genannten Leistungseigenschaften des Instruments ILE haben sich seit der Einführung inzwischen mehr als 700 Gemeinden in zurzeit 90 laufenden ILE-Prozessen organisiert. Durch die Erstellung von Entwicklungskonzepten haben sich diese eine Verfasstheit im Sinne der Erklärung gemeinsamer Ziele des Kooperationswillens und eine Projektagenda gegeben. Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung unterstützt dabei die Gründung und Konzeption der ILE-Prozesse sowie die Umsetzung einzelner Projekte und Maßnahmen durch die Förderung eines Umsetzungsmanagements und den vereinfachten Einsatz weiterer Instrumente der ländlichen Entwicklung.
Vielfältige Ausgestaltung von ILE-Prozessen führt zu Untersuchungsbedarf
Die Erwartungen an ILE-Prozesse sowie die spezifischen Vorgehensweisen und Organisationsformen vor Ort und auch der Umsetzungsfortschritt zeigen beim Vergleich der bayerischen ILE-Prozesse ein sehr breites Spektrum. In diesem heterogenen Umfeld bietet sich eine kritische Beleuchtung der ILE-Prozesse an, um durch die Erfassung von Stärken und Schwächen den bedarfsgerechten und erfolgreichen Einsatz des Instruments ILE sicherzustellen. Hieraus sollen Empfehlungen hinsichtlich notwendiger oder wünschenswerter Anpassungen und Optimierungen des Instruments ILE abgeleitet werden.