Projektinfo und Download Entwurfslabor Regio Frauenfeld
Im dicht besiedelten Europa verändern Urbanisierungsprozesse rasant die Schnittstelle zwischen städtisch und ländlich geprägten Räumen. Im Kanton Thurgau in der Ostschweiz ist dieser Prozess besonders gut zu beobachten und fortgeschritten. Hier hat der Zuzugs- und Investitionsdruck des letzten Jahrzehnts eine rege Neubautätigkeit in der Regio Frauenfeld als Teil des Metropolitanraumes Zürich und zugleich Teil der prosperierenden Bodenseeregion ausgelöst, die aber nicht immer der „weiten, sanften Landschaft (als) prägender, einzigartiger Raum für Arbeiten, Wohnen und Erholen“ zuträglich ist. (Die Erfolgsfaktoren der Regio Frauenfeld, Hrsg.: Regio Frauenfeld)
Eine sorgfältige, räumlich-strukturelle Entwicklung von Siedlung und Landschaft hat hier höchste Priorität. Innenentwicklung und kompakte Bauweisen helfen die Siedlungen zu erneuern, funktional langfristig zu stärken und wirken der Zersiedlung entgegen. Verlangt ist eine Auseinandersetzung mit dem Bestehenden, seinen ortspezifischen Qualitäten und daraus eine Weiterentwicklung der Baukultur in Siedlung und Freiraum.
Für die Gemeinden bedeutet die Umsetzung vor Ort eine grosse Herausforderung, umfassend und gestaltend muss über das zukünftige Zusammenleben in der Gemeinde und die Räume hierfür beraten, gemeinsam erreichbare Ziele und Wege dorthin gefunden werden.
Wer aber formuliert die ersten Ideen, wer skizziert Bilder der Zukunft, über welche die lokale Gemeinschaft nun berät und entscheidet, sie anpasst und in konkreten Projekten zur Umsetzung bringt?
Universitäten und Hochschulen haben hier den Städten und Gemeinden etwas anzubieten. Studierende und WissenschaftlerInnen sind bereit, auch über nicht alltägliche Lösungen für die Zukunft nachzudenken und eigene Kreativität in praxisorientierten Lehr- und Forschungsformaten einzusetzen.
Gemeinden und ihre EinwohnerInnen können von diesen Kollaborationen stark profitieren: sei es beim Projektanstoss, in strategischen Vorüberlegungen, der Abwägung unterschiedlicher Lösungswege oder in der kreativen Initiative zu modellhaften Projekten, die im Alltagsgeschäft allzu wenig Raum finden. Für ein paar Monate wird die Gemeinde zu einer Zukunftswerkstatt – zu einem „Entwurfslabor“.
Seit 2010 entwickelt die Technische Universität München mit Partnern in Regionen, Städten und Gemeinden in Europa dieses Instrument des gemeinsamen Lernens und Forschens. Im Fokus stehen meist Themen, in denen etabliertes Wissen und Können an die Grenzen geraten und der Ruf nach bisher ungedachten Lösungen im Raum steht.
Das Entwurfslabor Regio Frauenfeld nimmt sich der Urbanisierungswelle im Thurgau in vielfältigen Blickrichtungen an. Als Impuls für die Region wurden konkrete und zugleich für die Region repräsentative Aufgabenstellungen seit Sommer 2018 in enger Abstimmung mit dem Kanton und der Regio Frauenfeld identifiziert und in vier Gemeinden bearbeitet. Gefundenes und Erfundenes kann so auch auf andere Standorte übertragen werden. Gerade kleinere Bauverwaltungen bedürfen häufig der Unterstützung durch regional geteiltes Wissen, für dessen Erarbeitung das Entwurfslabor einen Beitrag leistet.
Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Ergebnisse des gemeinsamen Experiments im Entwurfslabor. Sie stellt die Orte, Kernfragestellungen und „Lessons Learned“ vor und illustriert im letzten Abschnitt mit den studentischen Beiträgen typische Ergebnisse eines solchen Entwurfslabors.
Wir hoffen, dass von diesem Projekt ein positiver Impuls für die Entwicklung der Gemeinden und Städte in der Regio Frauenfeld und dem Kanton Thurgau ausgeht und bedanken uns bei allen Partnern, Förderern und Interessierten für die hervorragende Zusammenarbeit, spannende Diskussionen, Anregungen, Beiträge, Materialen und das Vertrauen in das Projekt.
Das Entwurfslabor ist eine Kollaboration von: