KLEINstatt GROSS Stadtpotential
Eichstätt
LAURA TUTSCH / ALEX MEYER - MASTER THESIS URBANISTIK - SOMMER 2022
Die seit zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie hat, die bis dato nur langsam voranschreitende Digitalisierung extrem be-schleunigt. Dies zeigt sich besonders im Wandel der Bildungs- und Arbeitswelt. Der Standort der Bildungseinrichtung bzw. des Arbeitgebers wurde vollkommen unabhängig vom Wohnstand-ort, was eine Stadtflucht zur Folge hatte. Die Sehnsucht nach Naherholung im Grünen wuchs, wie seit langem nicht mehr. Damit gewannen Kleinstädte an Bedeutung. Die im ländlichen Raum liegenden Städte mit bis zu 10.000 Einwohner fanden allerdings bisher kaum Beachtung bei der räumlichen Entwick-lung. Um die Chancen des Wandels aufzuzeigen, wurde am Beispiel der KLeinstadt Eichstätt eine spezifische Strategie für die Zukunft entwickelt.
Die 13.000 Einwohner*innen-Stadt Eichstätt mit ihrer Lage im Naturpark Altmühltal und der dichten barocken Altstadt kann gleichermaßen das Bedürfnis nach Naherholung in der Natur und das Bedürfnis nach städtischem Leben befriedigen. Eich-stätt gehört zu einer der lebenswertesten Städte Bayerns. Bisher ging und geht es den Eichstätter*innen überdurchschnittlich gut. Doch aus einer jüngst veröffentlichen Sozialstrukturanalyse (Oktober 2021) ging hervor, dass sich dies mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation bis 2035 ändern wird. Voraussichtlich werden ca. 1/3 der Arbeitsplätze im Landkreis zukünftig unbe-setzt bleiben, was Betriebsschließungen und -verlegungen zur Folge haben wird. Gleichzeit hat auch Eichstätt zunehmend mit dem Verlust des innerstädtischen Einzelhandels und den damit verbundenen Leerständen zu kämpfen. Um die Folgen dieses Szenario zu vermeiden, gilt es nun eine Strategie zu entwickeln, die die Chancen des pandemiebedingten Wandels (der Digitali-sierung) nutzt und Eichstätt weiterhin zu einer lebenswerten Stadt macht.
Als Universitätsstadt, Bischofssitz und Stadt mit überdurchschnitt-lich vielen unter 18-Jährigen hat Eichstätt im Gegensatz zu an-deren Kleinstädten gleich mehrere Vorteile. Die Diözese ist ein sozialengagierter Akteur in der Stadtentwicklung und die katho-lische Universität (KU) zieht junge Menschen an, bindet einge-borene Abiturient*innen und bildet Fachkräfte aus.
Mit attraktiven Lern- und Arbeitsangeboten, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse des digitalen Arbeitens eingehen, kann Eichstätt eine reizvolle Umgebung bieten, die die benötigten Fachkräfte anzieht und neue Unternehmen bindet. Zusätzlich kann die zentrumnahe Ansiedlung der neuen Lern- und Arbeits-angebote neben dem Handel einen weiteren Ankerpunkt in der Innenstadt bilden. Durch die Besetzung der sich häufenden in-nerstädtischen Leerstände tragen die neuen Bildungs- und Ar-beitskonzepte zur Belebung der Innenstadt bei. Das Angebot an neuen Lern- und Arbeitsformen wird langfristig neue Nutzer-profile in die Stadt bringen, auf welche mit einem passenden Wohnangebot reagiert werden muss. Dieses sollte vorzugsweise ebenfalls in der Innenstadt als weiterer Ankerpunkt angesiedelt werden, um das urbane Leben in den Innenstädten zu erhalten.