PHV Blau Grün Grau
das Potential der Stadtränder
JODOK KROITZSCH, MYRIAM KÜNZEL - MASTER THESIS URBANISTEN - SOMMER 2023
Südöstlich von Heidelberg befindet sich ein Rudiment der Militärgeschichte mit einem ausgeprägten Inselcharakter - das Patrick-Henry-Village (PHV). Hierbei handelt es sich um eine ehemalige US-amerikanische Wohnsiedlung, die zwischen 1952 und 1955 für in der Nähe stationierte US-amerikanische Militärangehörige und deren Familien ein Zuhause bot. Das Areal wirkt auf den ersten Blick sehr untypisch für die umliegende Region, da es stark von der US-amerikanischen Bauweise und Verkehrsführung geprägt ist. Insbesondere durch seine explizite Lage im Raum wird die Wirkung als Fremdkörper noch unterstrichen, da das fast 100 Hektar große Areal im Süden durch die Bundesstraße B535 und im Osten durch die Autobahn A5 gefasst wird. Im Jahre 2013 wurde der Standort seitens des US-Militärs aufgegeben und ging in den Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über. Seitens der Stadt sind die Ziele für die Entwicklung als „Wissensstadt von morgen“ hochgesteckt (Stadt Heidelberg. 2023). Das bisher stark isolierte Gebiet wurde nach Aufgabe als Militärstandort als Konversionsfläche ausgewiesen. Hierbei handelt es sich um die größte Fläche dieser Art in Heidelberg (Stadt Heidelberg. 2023).
Ein Areal dieser Größe bildet eine vermeintlich undurchschaubare Assemblage unzähliger Zwänge, Probleme, aber auch Besonderheiten und Qualitäten, die nur in einem langwierigen Prozess zusammengetragen und ausgewertet werden können. Insbesondere durch die isolierte Lage und teilweise unvorteilhafte Bestandsbebauung ist es schwierig, ein adäquates Nutzungskonzept zu entwickeln. In Anbetracht der hohen Komplexität des Vorhabens zur Entwicklung des PHVs wurde entschieden, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA) verschiedene Konzepte in Kooperation mit mehreren Städtebaubüros zu erarbeiten. Das Ergebnis ist der „dynamische Masterplan PHV“, der wie im Namen bereits angedeutet, flexibel auf die Eventualitäten eines Bauvorhabens dieser Größe reagieren kann. Der Masterplan sieht eine Verbindung von Naherholung, Nachhaltigkeit sowie Arbeits- und Wohnraum für 10.000 bis 15.000 Menschen vor (KCAP et al. 2019).
Die Abschlussarbeit knüpft an die Ergebnisse der IBA sowie die bisher abgeschlossenen Wettbewerbe an und entwickelt einen Teil des dynamischen Masterplans weiter. Hierbei handelt es sich um die vorgesehene neue Stadtmitte des PHVs. Der besondere Fokus dieser Arbeit liegt in der Frage, wie viel der Freiraum leisten kann, um ein Gleichgewicht zwischen Klimaresilienz und Nutzbarkeit für alle Akteure des Raumes zu bieten. Gleichermaßen soll sie die Notwendigkeit klimaangepasster Planung herausarbeiten und zu neuen Ansätzen auffordern. Das Zentrum – der üblicherweise am meisten versiegelte und dichteste Raum schiebt sich bewusst in die umgebenden Grünfinger und Grünräume, während er gleichzeitig ihre Strukturen in angepasster Form aufnimmt. Dadurch entsteht eine Mitte, welche absolut urban programmiert werden kann und zugleich die positiven Effekte der Vegetationsstrukturen in Verbindung mit dem Schwammstadtprinzip beinhaltet.