Günther Grzimek
Landschaftsarchitekt einer selbstbestimmten, demokratischen Gesellschaft
Master's Thesis M.A. Landschaftsarchitektur, Andrea Mühlmann
Thema
Unsere heutige Gesellschaft ist vielschichtig, emanzipiert und handelt im demokratischen Sinne. Das ist noch nicht lange so. Vor vier bis fünf Jahrzehnten kämpften die Menschen gegen weitreichende Reglementierungen und setzten sich für eine Beteiligung an öffentlichen Entscheidungen ein, die auf ihr Lebensumfeld und damit ihre Lebensqualität griffen. Diese gesellschaftspolitische Entwicklung zeigt sich auch parallel in der Grünplanung. Das formal-ästhetische Repräsentationsgrün gerät in die Kritik, Nutzungsverbote in den Parkanlagen wie das «betreten verboten» von Rasenflächen werden negiert - ganze Grünflächen werden besetzt. Die Allmacht des Planers als «Gartenkünstler» wird mit der fortschreitenden Emanzipation in Frage gestellt und mehr soziale Nutzung für die Freiräume gefordert, anstatt sie weiterhin nach individualistischen, künstlerisch-kreativen Entwürfen zu formen. Günther Grzimek war ein Landschaftsarchitekt, der sich bereits lange vor den Protestbewegungen für sozialbestimmte Freiräume einsetzte. Zu Lebzeiten hebt er sich stets vom Großteil des konservativen und traditionell handelnden Berufsstandes ab und geht neue, oft experimentelle Wege, um progressive Lösungen für die Stadt- und Landschaftsentwicklung während des Wiederaufbaus der Städte in der Nachkriegszeit zu finden. Durch seine damals oft befremdlichen und unbequemen Sichtweisen erlangte Grzimek nie den Bekanntheitsgrad und die Aufmerksamkeit, die vielen seiner Berufskollegen zuteil wurde. Dennoch hielt er an seinen Prinzipien fest und trotz unserer sehr dynamischen Gesellschaft, haben seine Ansätze auch in der heutigen Zeit noch eine überraschende Gültigkeit. Dies zeichnet Günther Grzimek als einen der wichtigsten Vordenker der Nachkriegszeit aus. Vielleicht hätten sich seine Gestaltungsprinzipien anders oder erst später entwickelt, wenn er nicht bereits zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn auf die «richtigen» Personen gestoßen wäre. Aber er hatte nie die Scheu, mit den Menschen in Kontakt zu treten und in einem gemeinsamen Dialog nutzerorientierte Grünanlagen zu schaffen.
Die Masterarbeit beleuchtet dabei die Auswirkungen der gesellschaftspolitischen Entwicklungen auf Günther Grzimeks Schaffen: wie er von einem anfangs noch konservativ denkenden Gartenkünstler zu einem politisch agierenden Dienstleister der demokratischen Gesellschaft wurde.
Betreuung
Prof. Regine Keller
Ein Ansicht-Exemplar der Masterarbeit ist nach Absprache am Lehrstuhl einsehbar.