Cañada Real Galiana
La ciudad lineal
Semesterprojekt M.A. Landschaftsarchitektur, Wintersemester 2015/16
Thema
Die Cañada Real wird in den Medien als größter Slum Europas und gefährliche „No-Go-Area“ präsentiert. Für mehr als 8.000 Menschen ist die Cañada jedoch alltägliche Lebensumwelt und gelebte Realität. Beginnend mit der Ansiedelung verarmter spanischer Landarbeiter in den 1950er Jahren auf dem öffentlichem Grund der kastellanischen Cañada Real (königliche Viehtrift) hat sich im Südosten der spanischen Hauptstadt auf der Länge von 15 Kilometern eine informelle Siedlung gebildet. Roma und Migranten vom afrikanischen Kontinent folgten auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe dem Beispiel. Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise 2007, die in Spanien tiefe Spuren hinterlassen hat, befeuert das informelle Wachstum der Siedlung: Spanier aus verschiedensten gesellschaftlichen und sozioökonomischen Verhältnissen suchen in ihr einen Ausweg aus der (Schulden-)Krise. Kurioserweise geschieht das illegale und „ungeplante“ Stadtwachstum in direkter Nachbarschaft der unfertigen und größtenteils verwaisten Satellitenstadt Ensanche de Vallecas – einst ein Vorzeigeprojekt formeller Stadterweiterung und Immobilienwirtschaft der frühen 2000er Jahre. Im Jahr 2013 leben laut Zensus der Stadt Madrid ca. 8.000 Menschen in der „schützenswerten“, historischen Kulturlandschaft. (Spaniens Cañadas Reales sind auf der Indexliste der UNESCO geführt.) In regelmäßigen Abständen droht vor allem ärmeren Bewohnern und ihren prekären Chabolas (Hütten) die gewaltsame Räumung, während Bewohnern konsolidierter Siedlungsabschnitte eine Legalisierung in Aussicht gestellt wird. Diesen behördlichen Restrukturierungsplänen steht jahrzehntelanger Einsatz diverser Nachbarschaftsinitiativen und Nichtregierungsorganisationen für eine Verbesserung der Lebenskonditionen unter Einbezug von Bewohnern und gesellschaftlichen Randgruppen entgegen.
Aufgabe
Gesucht waren prozessorientierte Entwicklungskonzepte für Sektor 5 der informellen Siedlung Cañada Real Galiana. Die zu erarbeitenden landschaftsarchitektonischen und urbanistischen Interventionen und Strategien wurden unter Einbezug von Bewohnern, lokaler Initiativen, von Akteursnetzwerken und gesellschaftlichen Randgruppen entwickelt – mit dem Ziel öffentliche Räume und essentielle Infrastruktur zu urbanen Katalysatoren in der Cañada zu entwickeln und die Lebensbedingungen in der Siedlung zu verbessern.
Die Studierenden gingen hierzu vom 24. bis 31. Oktober 2015 auf Expedition
Betreuung
Prof. Regine Keller, M. Sc. Johann-Christian Hannemann, Dipl. Ing. Felix Lüdicke, Dr. Mark Kammerbauer (Transarchitecture), Prof. Dr. Ignacio Farias & Dr. Tomás S. Criado (MCTS, TUM: Soziologische Recherche und Partizipationsverfahren)