WS 2024/25
Concrete Care. Mensa Schulzentrum Perlach Nord
Seminar
Modul: Baudenkmalpflege: Hausbesuch (Master Level 4 SWS / 6 Credits)
Das Schulzentrum am nördlichen Rand Neuperlachs, errichtet zwischen 1970 und 1975 nach Entwurf von Bernhard von Busse und Eberhard Schunk, besteht aus drei Baukörpern, die sich um einen zentralen Pausenhof gliedern. Zusammengehalten wurde die Anlage aus Hauptgebäude, Mehrfachturnhalle und Mensa durch eine ganzheitliche Gestaltung der Aufenthaltsflächen, Erschließungszonen und Klassenzimmer, eine parkartige, topographisch bewegte Außenraumgestaltung sowie eine einheitliche Erscheinung der Sichtbetonfassaden. Die hohe Qualität des Sichtbetons lässt erahnen, dass die Architekten einen hohen ästhetischen Anspruch erfüllen wollten und einen Ort im Sinn hatten, an dem sich Schülerinnen und Schüler gerne aufhalten.
Zwischen 2008 und 2016 wurde das Hauptgebäude mit den Unterrichts-, Fach- und Verwaltungsräumen sowie die Turnhalle umfänglich baulich erneuert. Die Stahlbetonbauteile der Fassade wurden instandgesetzt und mit einem Oberflächenschutz versehen, sodass die einstige Sichtbetonqualität heute nur noch erahnt werden kann. Die Mensa, die ursprünglich abgerissen und ersetzt werden sollte, wurde stattdessen 2019 unter Denkmalschutz gestellt. Sie hat ihr ursprüngliches Erscheinungsbild bewahrt. Allerdings ist der ehemalige gestalterische Zusammenhang des Ensembles verloren gegangen.
Das skulpturale Mensagebäude zeichnet sich durch eine bewegte Dachlandschaft und einen 16-eckigen, polygonalen Grundriss aus. Während der Sockelbereich der Mensa in horizontal geschaltem Ortbeton ausgeführt wurde, ist der obere Gebäudeteil mit vertikal geschalten Fertigteilelementen bedeckt. Der Hauptraum im Innern ist sowohl als Speisesaal als auch als Veranstaltungssaal nutzbar. Er wird geprägt durch konisch laufende, sichtbar geschalte Stahlbetonträger. Verschiebbare Trennwände erlauben eine individuelle räumliche Anpassung nach Bedarf. Im Untergeschoss, welches von außen belichtet wird, liegen Probenräume, Clubraum, Räume für die Nachmittagsbetreuung, die Schülerinnenselbstverwaltung und weitere Unterrichtsräume.
Im Rahmen unserer Übung wollen wir den Bestand und Zustand der Mensa fotografisch, textlich und mittels photogrammetrischer Modelle und 3D Laserscan dokumentieren und insbesondere die Qualität der Sichtbetonelemente auch gegenüber den instandgesetzten Flächen des Hauptgebäudes vergleichend bewerten. Angestrebt wird eine möglichst umfängliche Objektdokumentation, wie sie als Grundlage für eine denkmalgerechte Instandsetzung Verwendung finden würde. Im Zentrum steht die intensive Auseinandersetzung mit dem Gebäude und seinen räumlichen und materiellen Qualitäten in Form einer Bauaufnahme vor Ort und der Anfertigung von Raumbuch, 3D Modellen und Kartierungen. Begleitend werden wir über Sichtbetonbau der 1960er und 1970er Jahre, Methoden der Betoninstandsetzung, mögliche Schadstoffbelastungen und konkrete denkmalpflegerische Herangehensweisen einer Instandsetzung sprechen.
Die Bearbeitung der Übung erfolgt in 2er-Gruppen. Die Teilnahme an der Bauaufnahme der Mensa am Donnerstag, 31. Oktober, ab 09:30 Uhr ist verpflichtend. Empfohlen wird die Teilnahme an der vorherigen Begehung des gesamten Schulzentrums am Donnerstag, 24. Oktober, 15:00 Uhr.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Anja Runkel (anja.runkel@tum.de).
Einführung: Donnerstag, 17. Oktober 2024, 10:00 Uhr
Ort: Raum 1325
Termine: Donnerstags, 10:00 – 13:00 Uhr
Schlusspräsentation und Diskussion: 30. Januar 2025, 10:00 Uhr, Raum 1325
WS 2023/24
baden gehen. Hallenbäder in München
Seminar
Modul: Baudenkmalpflege: Hausbesuch (Master Level 4 SWS / 6 Credits)
»Pack die Badehose ein!«
Hygiene, Sport und Spaß. Kaum etwas repräsentiert die Moderne des letzten Jahrhunderts so stark wie die öffentlichen Badeanstalten und Schwimmhallen. Sie gehören zu unserem Verständnis der modernen Groß- und Industriestadt, sind Teil der städtischen Infrastruktur und unserer Freizeitkultur. Jeder wird Erinnerungen an den Schwimmunterricht haben – kalte Becken, nasse Haare im Winter, strenge Bademeister.
Als München im 20. Jahrhundert zu einer modernen Großstadt wurde, stand auch der Bau von Hallenbädern in den verschiedenen Quartieren der Stadt an. Heute, ein halbes Jahrhundert später, sind diese Bauten vielfach in die Jahre gekommen. Insbesondere die Gebäudetechnik, aber auch die Fassaden entsprechen heutigen Anforderungen nicht mehr. Vielfach stehen Sanierungen und umfangreiche Instandsetzungen an. Was aber ist die architektonische Qualität dieser Bauten? Was ist ihre kulturelle und soziale Bedeutung im jeweiligen Umfeld? Welchen Wert haben Funktion und Erinnerungen?
Ziel des Seminars ist es, jedes öffentliche Hallenbad in München zu besuchen und zu dokumentieren. Erstellt werden soll ein Katalog dieser Gebäude, ihrer Details und Ausstattung. Festhalten wollen wir aber auch die individuelle Qualität des Badeerlebnisses – von der Umkleide bis zum Sprung ins Becken. Denn es sind Bauten, die für eine ganz konkrete Nutzung erstellt wurden. Die Frage lautet also, wo kann man am besten schwimmen und baden?
In Vorträgen, Gastvorträgen und Literaturrecherchen analysieren und diskutieren wir Gestaltung, Material und Konstruktion, aber auch die besonderen Herausforderungen für Weiter- und Umnutzung. Gemeinsame und individuelle Bäderbesuche und Dokumentationen vor Ort und Gespräche mit Eigentümerinnen und Planern verweisen auf aktuelle Aufgaben und bereiten das Projektstudio im Sommer 2023 vor, in welchem es um die konkrete Bauwerkserhaltung, Ertüchtigung und Erneuerung eines Bades gehen soll.
Ort: Raum 2349
Einfühung: 19.10.23 10:00 Uhr
Termine: Donnerstag 10:00 – 13:00 Uhr
Schlusspräsentation und Diskussion: 01.02.2024
Die Themen der einzelnen Termine und Aufgabenstellungen werden per Moodle bekanntgegeben.
WS 2022/23
High Fidelity.
Das Hochhaus
Modul: Hausbesuch (Master Level, 4 SWS / 6 Credits)
Bürohochhäuser und Verwaltungsbauten mit Metall-Glas-Fassade nach amerikanischem Muster sind bautypologisch aufs Engste mit der Zeit des Wirtschaftswunders verbunden. Sie entstanden in Zeiten geringer Energiekosten, als das Auto noch unhinterfragt das Verkehrsmittel der Wahl war, als es galt, städtebauliche Zeichen der eigenen ökonomischen Potenz zu setzen. Nicht nur diese Ideen, auch die Gebäude selbst sind in die Jahre gekommen. Aber ein bedeutender Anteil dieser Bauwerke steht heute unter Denkmalschutz. Und auch aus Gründen eines nachhaltigen und angemessenen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen sollte die bevorzugte Perspektive nicht Abbruch und Ersatz, sondern Ertüchtigung, Erhalt und Weiternutzung lauten. Die Frage lautet, wie mit diesen Konstruktionen, wie mit den eingesetzten Baumaterialien sinnvoll und werterhaltend umgehen? Diese Frage beschäftigt uns im laufenden Forschungsvorhaben HochhausBestand, gefördert durch das BBSR, auf dem das Seminar aufbaut.
In den kommenden zwei Semestern wollen wir uns anhand unterschiedlicher Beispiele in der Großstadt München und in der Mittelstadt Bamberg analysierend und entwerferisch mit dieser Gebäudetypologie beschäftigen und den besonderen Herausforderungen und Chancen, die sie für Umbau und Erhaltung darstellt.
Im Zentrum steht für uns dabei der ehem. Verwaltungsbau der Überlandwerk Oberfranken AG in Bamberg von 1968. Das Bürohochhaus mit Leichtmetall-Vorhangfassade stellt eine sehr typische gestalterische Lösung für Verwaltungsbauten der 1960er Jahre dar. Die hochwertige Fassadengestaltung steht im Kontext amerikanischer Vorbilder ebenso wie prominenter bundesdeutsche Bauten der 1960er Jahre. Die Architekten des Hochhauses, Gregor Neundorfer und Peter Seemüller, brachten damit den International Style nach Bamberg. Bis heute kommt dem Hochhaus in dieser historischen Stadt eine Sonderrolle zu. Nicht unter Denkmalschutz, sind seine Fassade wie auch große Teile der Innenausstattung weitgehend original erhalten und in einem bemerkenswert guten Zustand. Ausgeführt wurde die Fassade als Spezialanfertigung von der renommierten Firma Josef Gartner aus Gundelfingen an der Donau.
Im Seminar im Winter 2021/22 vergleichen wir zunächst individuelle architektonische Lösungen unterschiedlicher Bürohochhäuser und Verwaltungsbauten und die konstruktiven Details ihrer Fassaden, ebenso wie verschiedene Erhaltungsstrategien. In Vorträgen und Literaturrecherchen analysieren und diskutieren wir dabei Gestaltung, Material und Konstruktion, aber auch die besonderen Herausforderungen für Weiter- und Umnutzung, Aufstockung, Erweiterung und Ertüchtigung. Objektbesichtigungen und Dokumentationen vor Ort und Gespräche mit Eigentümerinnen und Planern verweisen auf aktuelle Aufgaben und bereiten das Projektstudio im Sommer 2022 vor, in welchem es um die konkrete Bauwerkserhaltung, Ertüchtigung und Erneuerung des Bestands gehen soll.
Ort: Raum 2349 sowie ein Ortstermin in Bamberg (ganztägig)
Termine: Donnerstags 10:00 – 13:00 Uhr
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WS 2021/22
Castles on the Ground
Der Bungalow
Modul: Hausbesuch (Master Level 4 SWS / 6 ECTS)
Der Traum vom eigenen kleinen Heim, vorzugsweise im Grünen vor der Stadt, ist eng verbunden mit den Wohlstandsidealen der Nachkriegszeit. Wie andere Errungenschaften der Konsumgesellschaft auch, sind die industriell in Masse hergestellten Fertighäuser mit unseren heutigen Vorstellungen von langfristigem Erhalt und nachhaltiger Nutzung nur schwer vereinbar. Und wie bereits J. M. Richards 1946 in seiner Analyse Suburbias feststellte, entspricht der populäre Geschmack dieser Eigenheime nicht unbedingt den Vorstellungen, die progressive ArchitektInnen zeitgleich vom modernen Wohnhaus entwickelten. Diese fanden ihren Ausdruck in weltweit rezipierten, programmatischen case studies. Aber auch im Umland Münchens lassen sich beeindruckende Beispiele solch individueller Lösungen finden.
Gemeinsam ist den einfachen Architektenhäusern und den Fertighäusern der 1950er bis 1970er jedoch der vielfache Rückgriff auf eine Typologie, die sich global durchgesetzt hat: dem Bungalow. Gibt es tatsächliche so große Unterschiede und worin bestehen diese? Wo liegen erhaltenswerte Qualitäten und was hat sich bewährt?
Im Wintersemester wollen wir uns mit dieser Gebäudetypologie beschäftigen und den besonderen Herausforderungen und Chancen, die sie für Umbau und Erhaltung darstellt. Dabei vergleichen wir zunächst individuelle architektonische Leistungen und Fertighäuser „von der Stange“. In Vorträgen und Literaturrecherchen analysieren und diskutieren wir Gestaltung, Material und Konstruktion, aber auch das besondere Verständnis von modernem Wohnen und familiären Heim, dass in diesen Gebäuden zum Ausdruck kommt. Objektbesichtigungen und Dokumentationen vor Ort (abhängig von aktuellen COVID19 Auflagen) und Gespräche mit Eigentümerinnen, Denkmalpflegern und Planern verweisen auf aktuelle Aufgaben und bereiten ein Projektstudio im Sommer 2022 vor.
donnerstags, 10:00 - 13:00 Uhr
Präsenz-Termine: zwei-wöchentlich, Raum 2349
SS 2020
TRELEMENT reused
Versöhnungkirche Geretsried von Franz Lichtblau
Hausbesuch (Erfassen II) 4 SWS / 6 ECTS
Mitte der 1960er Jahre entwickelte Eberhard Rensch das Aluminium-Bausystem TRELEMENT, das innerhalb weniger Jahre weite Verbreitung für den Bau von Einfamilienhäusern, Messepavillons, Kindergärten, Bürogebäuden und Gemeindehäusern fand. Millimetergenau vorgefertigt, verspricht TRELEMENT bauliche Flexibilität, Veränderbarkeit innerhalb der Bedingungen des Bausystems, sogar das Versetzen und die Wiederverwendbarkeit der geschraubten Konstruktionen und Elemente. Auch Kirchen wurden mit dem Bausystem TRELEMENT errichtet, wie z.B. die Ev.-Luth. Versöhnungskirche in Geretsried (1970) sowie die Ev.-Luth. Apostelkirche in Rosenheim (1972), beide geplant von den Architekten Franz Lichtblau und Ludwig J.N. Bauer. In diesem Seminar werden wir uns im Spannungsfeld zwischen serieller Vorfertigung (TRELMENT) und Unikat (Kirchenbau) bewegen.
Am besonderen Beispiel der Ev.-Luth. Versöhnungskirche Geretsried von Franz Lichtblau untersuchen wir die räumlichen und konstruktiven Qualitäten und Potentiale des Bausystems TRELEMENT und diskutieren aktuelle Herausforderungen der Erhaltung, Weiter- und Umnutzung von Kirchengebäuden.
Im Seminar konzentrieren wir uns auf drei Schwerpunkte, die sukzessive bearbeitet werden.
Die aufeinander aufbauenden Hausarbeiten sind fristgerecht abzugeben:
• Bauhistorischer Kontext / Literaturrecherche:
Der Lehrstuhl stellt zu Beginn des Semesters Material zum evangelischen Kirchenbau der Nachkriegszeit und dessen baudenkmalpflegerischen Herausforderungen auf moodle sowie als Semesterapparat in der Bibliothek zur Verfügung
(überwiegend selbstständige Bearbeitung durch die Studenten mit online Betreuung)
• Wenn es die öffentlichen Einschränkungen und Schutzmassnahmen in Folge der Corona Epidemie zulassen, werden wir ggf. später in Semester eine ganztägige Exkursion zu Nachkriegskirchen und Gebäuden im TRELEMENT-Bauweise im Münchner Umland duchführen
• Bauforschung / Erfassung Bestand:
Umfassendes Material zum TRELEMENT-Bausystem (u.a.), Archiv- und Quellenforschung anhand von Originalplänen, Fotos, Detail-, Konstruktionsplänen und Dokumenten der Versöhnungskirche Geretsried
(überwiegend selbstständige Bearbeitung durch die Studenten mit online Betreuung)
• Baudokumentation / Erfassung Zustand / Diskussion:
Sobald es die öffentlichen Einschränkungen und Schutzmassnahmen in Folge der Corona Epidemie wieder zulassen, wollen wir das Objekt vor Ort gemeinsam begehen, Teile der Lehrveranstaltung vor Ort durchführen. Ein gemeinsam zu erstellendes Raumbuch sowie die Erfassung spezifischer Baudetails zielt auf eine unvoreingenommene Analyse des gegebenen baulichen Zustands der Versöhnungskirche:
ganztägige Bauaufnahme vor Ort mit Erstellung des Raumbuch, fotografische und zeichnerische Dokumentation spezifischer Baudetails, Kartierung / Zustandserfassung, Interviews
• Gemeinsame Schlusspräsentation der Seminarergebnisse und Diskussion zur Zukunft der Versöhnungskirche Geretsried
Voraussetzung für ein erfolgreiches Bestehen des Seminars ist die aktive Teilnahme an der Einführung, den Begehungsterminen (sowie es die öffentlichen Einschränkungen und Schutzmassnahmen in Folge der Corona Epidemie wieder zulassen) und die fristgerechte Abgabe der Hausarbeiten. Die Lehrmaterialien werden überwiegend per moodle zur Verfügung gestellt. Die genauen Aufgabenstellungen mit Layout-Vorgaben erhalten Sie zur Einführung.
Termine: donnerstags 8:30 - 11:30 Uhr, Seminarraum 2349
WS 2018/19
Ghostbusters!
Seminar, 2 SWS 3 ECTS
Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns investigativ mit den räumlichen und baulichen Qualitäten und Potentialen einer Auswahl leerstehender oder sich im Umbau befindender Gebäude der Nachkriegszeit und des jüngeren Bauerbes.
Die Auseinandersetzung erfolgt in gemeinsamen Begehungen der Bauwerke und in selbstständiger Nachbereitung.
Die fotografische und zeichnerische Dokumentation von Baudetails und Stadtkontext zielt zusammen mit ergänzenden Recherchen auf eine unvoreingenommene Analyse des gegebenen baulichen Zustands und der vorhandenen oder verfallenen Qualität des betrachteten Werkes. Unser Interesse gilt dabei räumlichen, gestalterischen und konstruktiven Charakteristika ebenso wie Spuren der Nutzungs- und Umbaugeschichte.
Auf Grundlage der Untersuchung diskutieren wir über Erhaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.