Thema: Wunsch und Ruf nach mehr Beteiligung privater und zivilgesellschaftlicher Akteure sind in vielen Städten präsent. Dabei stellt sich jedoch die Frage: Wen kann man wie erreichen? Wer lässt sich zu welchen Themen einbinden? Will die öffentliche Hand Beteiligung ermöglichen und anstoßen, muss sie in der Lage sein, die betroffenen Menschen und Organisationen anzusprechen. In Großstädten verteilt sich das zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Engagement zu Themen der Stadtentwicklung auf eine Vielzahl unterschiedlicher „Szenen“. Diese bringen ihre Interessen, ihr Wissen und ihre Aktivitäten zu unterschiedlichen Sachthemen oder Teilräumen ein. Die Studie untersucht die Netzwerkstrukturen zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Engagements zu Themen der Stadtentwicklung für den Raum München. Mit Hilfe einer sozialen Netzwerkanalyse werden Art und Umfang inhaltlicher, räumlicher und medialer Nähe zwischen den verschiedenen Akteuren untersucht. Aus der Kenntnis der Reichweite heutiger Beteiligungsangebote und ihren Ursachen aus Sicht der verschiedenen „Szenen“ der Zivilgesellschaft lassen sich Optimierungsmöglichkeiten zukünftiger Beteiligungsangebote diskutieren.
Die Studie bietet Mehrwert für folgende Akteure:
– Die öffentliche Hand erkennt die vielfältige Ausdifferenzierung zivilgesellschaftlicher Organisationen und Gruppen mit ihren spezifischen thematischen und räumlichen Anliegen, mit denen sie sich in die Stadt- und Regionalentwicklung einbringen.
– Zivilgesellschaftliche Organisationen und Gruppen stärken ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die zivilgesellschaftlichen Akteure erkennen ihre Position im Beteiligungsnetzwerk und können damit Synergie-Potenziale zu anderen Beteiligten identifizieren und nutzen.
– Private Unternehmen erlangen ein vertieftes Verständnis für Anspruchsgruppen und Kooperationspartner, in welche sie mit ihren Aktivitäten in der Stadtregion eingebettet sind. Als handelnde Akteure in der Stadt und Region erhalten die Unternehmen Kenntnisse, um eigene Beteiligungsformate besser auf die Zielgruppen abzustimmen.
Kurzbeschreibung:
Das Projekt erhebt die Beteiligungslandschaft für den Raum München wird ausgehend von Aktivitäten rund um das Thema Stadt- und Regionalentwicklung, welche in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren in einer Stadt stattfanden. Es werden Ereignisse öffentlicher und teilöffentlicher Face-to-Face Kommunikation erfasst, welche Akteure der Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung oder Unternehmen ausrichten. Diese Ereignisse finden planvoll statt und ermöglichen mindestens eine einfache Interaktion der Beteiligten. Die Ereignisse präsentieren und diskutieren Inhalte mit einem räumlichen, thematischen, politisch-administrativen Bezug zur Stadtregion. Die erhobenen Daten werden mit Hilfe einer quantitativen und qualitativen Netzwerkanalyse ausgewertet. Die Netzwerkanalyse ist geeignet, Schnittstellen und Synergien zwischen Themen und Räumen der Stadtentwicklung sowie den damit verbundenen zivilgesellschaftlichen und privaten Organisationen und Gruppen zu identifizieren.
Die erwarteten Ergebnisse der Studie umfassen:
– Sichtbarmachen der Topologie des stadtspezifischen Beteiligungsnetzes bestehend aus Akteursgruppen, Aktivitäten, thematischer und räumlicher Ausrichtung sowie Medienrezeption
– Aufzeigen gemeinsamer Interessen und Themen auf den verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen Quartier, Stadt und Region für die verschiedenen „Szenen“ der Zivilgesellschaft sowie der Akteursgruppen aus Politik, Verwaltung und Unternehmen
– Kenntnis der Lücken im Netz, insbesondere schlecht vernetzter Akteursgruppen, sowie von Synergiepotenzialen zur Bündelung gleichgerichteter Aktivitäten und Interessen
– Kenntnis über die Reichweite heutiger Beteiligungsangebote und ihren Ursachen aus Sicht der verschiedenen „Szenen“ der Zivilgesellschaft und Diskussion von Optimierungsmöglichkeiten zukünftiger Beteiligungsangebote
Die Forschungsergebnisse zur Beteiligungslandschaft München werden visuell in Karten und Diagrammen aufbereitet. Sie bilden die Grundlage für die Diskussion der Ergebnisse mit den Akteuren, welche im Rahmen der Studie identifiziert wurden: Organisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft, öffentlichen Verwaltung, Politik und Privatwirtschaft. Gemeinsam mit diesen Zielgruppen werden in einem Fokus-Group Workshop im Frühjahr 2015 die Ergebnisse der Netzwerkanalyse validiert, Synergiepotenziale der Beteiligungslandschaft diskutiert und die heutige Reichweite von Beteiligungsangeboten kritisch hinterfragt. Das Ziel des Workshops ist, in einem geschützten Rahmen gemeinsam über die Qualitäten, Defizite und Potenziale der Beteiligungslandschaft München zu reflektieren.
– Wer redet mit wem über was
– Was leisten heutige Formate der Mitsprache und Beteiligung?
– Welche thematischen und räumlichen Schnittstellen der verschiedenen Akteure lassen sich für die Zukunft besser nutzen?
Beteiligte Mitarbeiter:
Dr. Agnes Förster, Prof. Dr. Alain Thierstein