Beiwusheng huiguan bei Ziyang
Das Beiwusheng huiguan („Versammlungshaus der Fünf Nördlichen Provinzen“) befindet sich im Dorf Wafangdian, Kreis Ziyang, im Süden der Provinz Shaanxi. Die Wände der zwei ursprünglich Guan Yu geweihten Hallen wurden vermutlich 1848 mit neun Wandmalereien (insg. ca. 100 m2) geschmückt. Die großen Giebelflächen zeigen Szenen aus dem Roman „Geschichte der Drei Reiche“, die Durchgangashalle gemalte Paravents. 1952 wurde die Anlage zur Getreideverteilung umfunktioniert. Die Ausstattung mit Lehmfiguren wurde zerstört, die Wände verbrettert und hölzerne Flügeltüren durch Ziegelmauern ersetzt.
Erst 2006 wurden die Malereien hinter den Verbretterungen wiederentdeckt. Sie zeigten Kratzer, Löcher, Putzablösungen, Graffiti, Wasserspuren, Salzausblühungen und Oberflächenverschmutzungen, waren jedoch insgesamt gut erhalten und von hoher künstlerischer Qualität. Die bauliche Instandsetzung der Anlage wurde 2008 von chinesischer Seite geleistet.
2010 wurden die Wandmalereien des beiwusheng huiguan ein neues Teilprojekt in der Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für die Erhaltung der Kulturgüter der Provinz Shaaxi. Ziel war die Entwicklung eines Konservierungskonzepts und die Erprobung der Maßnahmen ausgewählter Wandflächen. Dazu wurden Hinterfüllmassen und Verfahren zur Putzfestigung erprobt und ein Kittungs- und Retuschesystem entwickelt. Die Konservierung und Restaurierung wurde vom deutschen Team zwischen September 2011 und September 2013 exemplarisch an der Wandfläche pingfeng xi (westliche Giebelwand der Druchgangshalle mit Darstellung eines Paravents) durchgeführt. Bei allen Arbietsaufenthalten waren Studenten der TU München und chinesische Studenten aus Xi'an beteiligt.
Weiterhin wurden der maltechnische Aufbau und die verwendeten Materialien untersucht. Analysen der Bindemittel und Farbstoffe wurden von Dr. Anna Lluveras von der Università di Pisa, Dipartimento di Chimica e Chimica Industriale und von Hu Kejia in Xi‘ an durchgeführt. Neben den traditionell verwendeten Pigmenten wie Bleiweiß, Zinnober oder Azurit wurden Botallackit, Smalte und Preußischblau als ungewöhnlich bzw. in China im 19. Jahrhundert neu eingeführte Pigmente nachgewiesen. Als Bindemittel wurden Glutinleim, Ei und Fruchtbaumgummen identifiziert.
Begleitet wurden die Arbeiten von einer kunsthistorischen Studie durch das Institut für Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Heidelberg.
Dipl. Restauratorin Miriam Schanz (2011-2013)
Dr. Dipl. Restauratorin Catharina Blänsdorf (2011-2013)