Die polychromen Holzskulpturen der jesuitischen Reduktionen in Paracuaria, 1609–1767. Kunsttechnologische Untersuchung unter Berücksichtigung des Beitrags deutscher Jesuiten.
Der so genannte Jesuitenstaat, der von 1609 bis zur Vertreibung der Jesuiten 1767 in dem Gebiet lag, das Teile des heutigen Paraguay, Argentinien und Brasilien umfasst, wird noch heute in der Forschung kontrovers diskutiert. Die Urteile reichen von der Verwirklichung einer Utopie, Christlichem Idealstaat, Christlichem Kommunismus über Kolonisation mit anderen Mitteln und direkte jesuitische Bereicherung bis zu gelungener Entwicklungshilfe. Unbestreitbar ist das Erbe in künstlerischer Sicht dieses Aufeinandertreffens zweier Kulturen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten: die neolithisch lebende indianische Urbevölkerung, die Guaraní-Indianer, und die europäische Jesuitenmissionare aus Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Böhmen und Deutschland. Die bildnerische Kunst diente den Jesuiten als wichtiges Mittel zu Christianisierung. Nach der Vertreibung des Ordens 1778 blieben 30 prachtvoll dekorierte Missionskirchen, ausgestattet mit zahlreichen Altären, Gemälden und polychrome Holzskulpturen zurück. Seit 1984 zählen sieben der Missionsruinen zum Weltkulturerbe.
Kunstgeschichtlich steht die Bearbeitung dieses Skulpturenbestands noch am Anfang. Da die Skulpturen weder signiert noch datiert sind und auch die überlieferten Archivalien nur in Ausnahmefällen Zuschreibungen zulassen, sind sich die Experten uneins, wie die vielfältigen Erscheinungsformen einzuordnen sind.
Da der genaue Bestand bis heute nicht geklärt ist, sind auch die Daten zur Verbreitung, Erhaltung und Technik noch nicht erfasst oder gar systematisch zusammengestellt. Eine naturwissenschaftlich-kunsttechnologische Untersuchung dieser Figuren fand bis heute nicht statt. Ferner fehlen systematische Untersuchungen zu den Schnitztechniken und nur in Ausnahmefällen sind die Holzarten bestimmt.
Ziel des Projekts ist es, in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Historikern, Kunsthistorikern, Religionswissenschaftlern, Anthropologen und Ethnologen, Naturwissenschaftlern, Kunsttechnologen und Restauratoren den Skulpturenbestand zu untersuchen, zu dokumentieren und einen Katalog der polychromen Holzskulpturen der jesuitischen Reduktionen zu erarbeiten, mit professioneller fotografischer Dokumentation aller Skulpturen. Die Werke werden kunsthistorisch bearbeitet, kunsttechnologisch untersucht und umfassende Materialbestimmungen durchgeführt (Holzarten, Farbmittel, Bindemittel, spätere Überarbeitungen und Konservierungsmaterialien). Die interdisziplinäre Untersuchung der Werke soll Aufschluss über Herstellung, Herkunft, Produktionsprozesse, Stilentwicklung, das ursprüngliche Aussehen, Funktionalität und den Kontext der Skulpturen geben. Der Katalog wird in spanischer und englischer Sprache, einschließlich aller zugehörigen Information im Internet publiziert.
Projektlaufzeit: 01.03.2015 - 28.02.2018
Berichte
(Kennwort geschützt)
Archivo General de Indias, Sevilla, Stand 15.8.2017
Archivo General de la Nacion, Buenos Aires, Stand 15.8.2017
Archivo Histórico Nacional und Biblioteca Nacional, Madrid, Stand 15.8.2017
Beitrag für “Materia Americana. The “body” of Spanish American images (16th to mid-19th centuries)”
Beitrag für Actas del III Encuentro, Museo Nacional de Esculturas, Valladolid
Einheimische Materialien nach José Sánchez Labrador Stand 15.8.2017