Dr. Jörg Klaas: Die "Ultramarinkrankheit"
Studien zu Veränderungen in ultramarinhaltigen Farbschichten an Gemälden
Natürliches Ultramarin ist ein schwefelhaltiges Natrium-Aluminium-Silicat mit der allgemeinen chemischen Formel Na3 Ca (Si3 Al3 O12) S. Es wird seit dem 6. Jh. durch Pulverisieren des Gesteins Lapislazuli gewonnen und in Wand-, Buch- und Tafelmalerei als Farbpigment verwendet. Der Terminus „Ultramarinkrankheit“ beschreibt Veränderungen von ultramarinhaltigen Farbschichten. Dabei wird die ursprünglich blaue Farbigkeit zunehmend heller oder vergraut. Als Ursache werden zwei Theorien diskutiert: eine säurebedingte Zerstörung des alumosilicatischen Kristallgitters mit Dissoziation der farbgebenden Polysulfid-Anionen oder eine durch Mikrorisse im Bindemittel verursachte scheinbare Entfärbung der Malschicht. An 18 Gemälden von 1300–1720 aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden die Farbveränderungen klassifiziert. Die Untersuchungen von künstlich bewitterten Aufstrichtafeln und Querschliffproben aus 14 Gemälden mittels Lichtmikroskopie, REM/EDX und Raman-Spektroskopie ergeben keine Anhaltspunkte für eine chemische Entfärbung der Pigmente. In den Querschliffen sind dagegen Trennungen von Pigment und Bindemittel zu beobachten. Die Mikrorisse verursachen eine Änderung des Brechungsindex, das Lasurpigment Ultramarin wirkt dadurch zunehmend opak und heller.