DIE ANONYME STADT
Anonymität in Großwohnsiedlungen:
Strategien für ein nachbarschaftliches Wohnumfeld am Beispiel von Neuperlach
VerfasserInnen: Jan Arzt, Natalia Wolferstätter Fernández
Neuperlach ist mehr als ein Viertel im Südosten Münchens. Es ist das größte Siedlungsprojekt der Nachkriegszeit in Westdeutschland. In den 1960er Jahren als modernes und visionäres Stadtentwicklungsprojekt konzipiert, wurde Neuperlach als Antwort auf den wachsenden Bedarf an Wohnraum in der Nachkriegszeit geschaffen.
Trotz der ursprünglichen Idee einer lebendigen Gemeinschaft und eines harmonischen Miteinanders der Bewohner, ist in vielen Großwohnsiedlungen, einschließlich Neuperlach, eine deutliche Anonymität unter den Nachbarn festzustellen. Diese Anonymität kann verschiedene Gründe haben, wie beispielsweise die große Zahl an Bewohnern, die fehlende persönliche Interaktion oder die räumliche Gestaltung des Freiraumes. Die Folgen davon sind oft ein Mangel an sozialer Interaktion und Unterstützung, sowie ein generelles Gefühl der Isolation.Besonders relevant sind hierbei die im Laufe unserer Untersuchung identifizierten verschiedenen Ebenen der Anonymität, die sich sowohl auf ganze Quartiere und Wohnblöcke als auch auf einzelne Häuser beziehen. Anonyme Nachbarschaften sind aber keinesfalls ein Problem welches ausschließlich in Großwohnsiedlungen auftritt, sondern sich über gesamte Städte erstrecken kann.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde der Fokus unserer Interventionen auf die Entwicklung von Strategien für ein nachbarschaftliches Wohnumfeld gelegt. Sie zielten darauf ab, die Anonymität zu reduzieren, den Austausch unter den Bewohnern zu fördern und eine lebendige und unterstützende Nachbarschaft zu schaffen. Dadurch kann eine Stadt entstehen, deren Bewohner den Ihnen zur Verfügung stehenden öffentlichen Raum gemeinsam und offen aber auch individuell nutzen können.
Hierbei haben wir verschiedene Interventionen im Stadtraum von Neuperlach untersucht und getestet und anregende Gespräche und Befragungen mit Anwohnern durchgeführt. Die Interventionen reichten von Picknickund Kleidertauschparty bis hin zu Freiluftkino im Jugendtreff. Durch informative Plakate, Karten, die sozialen Medien und Interviews sind wir an die Bewohner herangetreten und haben unsere Arbeit auch im Rahmen des AQT-Festes diskutiert.
Um die Erkenntnisse unserer Arbeit festzuhalten und sie an andere Städte mit derselben Problematik weiterzugeben, haben wir eine Broschüre erstellt, welche anhand von städtebaulichen Maßnahmen als Hilfestellung und Inspiration dient, um urbane Umgebungen zu nachbarschaftlichen Orten zu transformieren.