Munich Walking Club

Verfasserinnen: Fiona Günther & Ramona Ruf

 

Im Rückblick kann man das Semester durchaus als Ereignisreich und Wendereich betrachten. Besonders war, dass uns ja kein Weg vorgegeben war. Wir selbst haben das Thema bestimmt und nach jeder Intervention jeden Schritt hinterfragt und reflektiert und so den nächsten hergeleitet. Wir starteten mit dem Thema Spazieren, unter anderem aufgrund der vielen Spazierwege und der vielen Grünflächen in Neuperlach, das als Interventionsgebiet vorgesehen war. Nach einiger
Interaktion mit den Bewohnern kamen wir aber zu einem eher nüchternen Resultat. Zwar hatte man den Stadtteil wie auf dem Reisbrett angelegt, viel grüne Freiflächen sowie Fahrradfahrende und zu Fuß gehende mit eingeplant. Doch bei all der Planung war der eigentlich menschliche Charakter verloren gegangen. Die hohen Gebäude und die extreme Weitläufigkeit des Gebiets führen eher zu Anonymität als zu einer Identifikation mit dem Ort und in der Freizeit Aufhalten möchten sich dort nur wenige Leute. Mit den Menschen in Kontakt zu kommen war grundsätzlich nicht schwierig. Viele waren sehr offen und ehrlich und beantworteten gerne alle Fragen. Hier wurden wir jedoch auch wieder in unseren Vermutungen und Beobachtungen bestätigt. Die Leute bevorzugen einen deutlichen kleineren persönlicheren Radius als wir für unser Projekt angesetzt hatten. Die Leute bewegen sich in einem eher kleinen, aber praktischen Radius um den eigenen Wohnort, um Einkaufsmöglichkeiten, den Kindergarten, die Schule, die Arbeit oder den Ort der Freizeitaktivitäten. Praktikabilität hat im Alltag Vorrang, besonders aber bei der Kinderbetreuung. Somit trafen wir die meisten Menschen im Zentrum des Stadtteils an, um das Einkaufszentrum PEP und im Wohnring, weit entfernt von den von uns gewünschten Grünflächen des Ostparks. Uns wurde klar, das es schwer sein würde, unsere Theorien und Ideen an den örtlichen BewohnerInnen zu testen, weshalb wir mit unserer Gruppe von Studierenden starteten. Auf mehreren kleineren und größeren Spaziergängen und Wanderungen testeten wir verschiedene Strategien und Arten des Fortbewegens und fassten all unsere Erkenntnisse schlussendlich in einem Kartenspiel zusammen, welches wir “Urban Explorers” nannten. Die Idee dazu kam uns, nachdem wir uns unter anderem mit der Fachliteratur zur Promenadologie beschäftigt hatten, welche sich mit dem Erforschen und Verstehen von Räumen und dem Hinterfragen der auf sie projizierten Bilder, Anschauungen und Wahrnehmungskonstrukte beschäftigt. Hierbei zogen wir besonders eine Beobachtung zur Ausgestaltung heran: Die Menge verschafft einem das Gefühl der Rechtfertigung. Wie seltsam die Übungen auch waren, die wir machten, wir taten es als Gruppe. Aus dieser Beobachtung heraus, entwickelten wir auch mehrere Übungen. Das Spiel dient dazu, den Menschen beizubringen, ihre Perspektive zu wechseln. Vier, nach Farben sortierte Kategorien, helfen den Spazierenden eigene Routen zu finden, das Auge für die Umgebung zu schärfen und die eigene Perspektive zu ändern. Kleinere und größere Übungen allein oder in der Gruppe können wieder für mehr Spaß am Spazieren gehen sorgen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann laufen sie noch heute. ENDE.