Vibrant City
Verfasser*innen: Minne Mensing, Nicolas Mahren
Zum Beginn unserer Arbeit haben wir uns mit dem Thema der Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit beschäftigt. Dabei hat sich unser Fokus, auch durch die Corona Pandemie bedingt, stark auf digitale Lösungsansätze und Hilfsangebote gelegt. Uns ist erneut aufgefallen, dass sich das öffentliche Leben wie wir es kennen, auch ohne Pandemie immer mehr aus dem realen städtischen Raum zurückzieht und immer mehr im digitalen Raum stattfindet. Dadurch werden nicht nur Wohnungslose, sondern eine viel breitere Bevölkerungsgruppe in ihrer Teilhabe am öffentlichen Leben beschränkt. So sind Alter, fehlende digitale Erfahrung und Armut eine noch größere Hürde als in der physischen Welt.
Dadurch haben wir uns mehr damit beschäftigt, inwieweit Bereiche unseres Lebens sinnvoll digitalisiert werden können und ab wann die Digitalisierung mehr zum Selbstzweck wird, als dass sie Abläufe optimieren.
Daraus entstand die Frage, was der öffentliche Raum ist und wie die Verschiebung ins Digitale aussieht. Der öffentliche Raum ist grundsätzlich ein allgemein nicht privater und frei zugänglicher Raum. In unserer Wahrnehmung gehören dazu aber auch halböffentliche Orte wie Läden oder ein Bahnhof. Alles in Allem Orte, an denen wir fremden Menschen begegnen und egal ob gewollt oder nicht in soziale Interaktionen geraten. Prägend dabei ist das „Dazwischen“, das Unvorhergesehene und Ungeplante, welches im Gegensatz zu unseren privaten Räumen im öffentlichen Raum passiert.
Im digitalen Raum gibt für alles, was man in seinem Alltag macht, ein digitales Äquivalent. Wir können vom Einkauf, über die Arbeit, bis hin zu unserer Freizeitgestaltung alles in digitalen Anwendungen stattfinden lassen. Jedoch gibt es dort nicht dieses schwer definierbare „Dazwischen“, was für uns den öffentlichen Raum ausmacht. Per se ist daran auch nichts falsch, da die digitale Welt funktional ist und es unlogisch wäre, in diese Welt, ein nicht greifbares, abstraktes „Dazwischen“ zu implementieren. Aber wohin führt das? Wir mussten feststellen, dass die meisten digitalen Medien durch abhängig machende Methoden in Form von Belohnungen, hier die Ausschüttung von Endorphinen, ihre Nutzer an sich binden. Infolgedessen verbringt der Mensch immer mehr Zeit in digitalen Anwendungen anstatt rauszugehen und vereinsamt.
Ein für uns neuer Begriff bei der Recherche ist das digitale Gemeinwohl. Wir haben herausgefunden, dass es eine internationale Bewegung gibt, die sich für die Demokratisierung des Internets und der Digitalisierung einsetzen. Es geht darum, einen Gegenpol zum Oligopol des Silicon Valley zu setzen und die Schwerpunkte auf Privatsphäre und Partizipation setzen. Als ersten Versuch eines Gegenentwurfes haben wir überlegt, wie man die gebräuchlichen digitalen Mechanismen umkehren kann und ein digitales Produkt schafft, welches den Nutzer zurück in die Stadt bringt, ohne ihn an die Anwendung zu binden. Dabei entstanden ist eine WebApp namens spotsaround.me, welche dem Nutzer interessante Orte in seiner direkten Umgebung vorschlägt, um einem das direkte Umfeld näher zu bringen und zum Rausgehen zu motivieren.